Asta Nielsen

Sie war der erste weibliche Filmstar in der Geschichte des Kinos und gilt als eines der ersten Sexsymbole – als „Duse des Films“ beeindruckt Asta Nielsen mit zurückhaltender Gestik und enormer Ausdruckskraft. Sie hatte maßgeblichen Anteil daran, dass sich das neue Medium Film zur anerkannten Kunstform erhob.

Asta Sofie Amalie Nielsen wurde am 11. September 1881 in Kopenhagen geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. In ihrer Kindheit erlebte sie sowohl Armut als auch den frühen Verlust ihres Vaters Jens Christian Nielsen, was sie tief prägte. Ihre Mutter Ida Frederikke Nielsen war Waschfrau und ihr Vater war ein einfacher Arbeiter. Die Familie zog 1882 nach Malmö in Schweden, kehrte jedoch 1890 nach Kopenhagen zurück. Der frühe Tod ihres Vaters kurz vor ihrem vierzehnten Geburtstag prägte ihre Jugend und führte zu einem frühen Interesse an der Schauspielerei. Schon in jungen Jahren zeigte Asta eine starke Neigung zur Schauspielerei, was durch ihren Schauspielunterricht bei Peter Jerndorff und ein Stipendium für die Schauspielschule am Königlichen Theater in Kopenhagen gefördert wurde.

Ihre Karriere begann auf der Bühne im Kopenhagener Königlichen Theater, wo sie jedoch stark unter dem Traditionalismus der Theaterwelt litt. Trotz finanzieller Hürden blieb ihr die Erfüllung größerer Rollen oft verwehrt, was sie zum Dagmar-Theater führte, wo sie von 1902 bis 1905 engagiert war. Diese Erfahrungen waren entscheidend für ihre spätere Wahl, sich dem damals aufkommenden Medium Film zuzuwenden. Zwischen 1905 und 1908 trat sie mit dem Künstler-Ensemble „Acht“ auf einer Tournee durch Schweden und Norwegen auf. Diese Erfahrungen festigten ihren Ausdruck und halfen, ihre Fähigkeiten in einem internationalen Umfeld zu entwickeln.

Asta Nielsens Karriere im Film begann 1910, als sie von Urban Gad, ihrem späteren Ehemann, für den Film entdeckt wurde. Weltweit bekannt wurde sie durch ihre Rolle in dem Film „Der Abgrund“ (1910), der sie über Nacht zum internationalen Star machte. Ihre Darstellung der leidenschaftlichen, aber tragischen Rollen, die oft gegen die gesellschaftlichen Normen verstießen, verlieh ihr den Ruf eines der ersten weiblichen Filmstars und Sexsymbole. Nielsen wird oft als „Duse des Films“ bezeichnet. Im Alter von zwanzig Jahren bekam Asta Nielsen ihr einziges Kind – Tochter Jesta – über deren Vater sie sich stets ausschweigt. Zu einer Heirat mit ihrem damaligen Verlobten, über den nie mehr zu erfahren ist, konnte sich Asta trotz Drängen ihrer Mutter nicht entschließen. „Statt einem zufälligen Vater hat Jesta drei Mütter gehabt: meine Mutter, meine Schwester Johanne und mich, besser konnte sie nicht fahren“ sagt Asta Nielsen in ihren Erinnerungen.

Die neue Kunstgattung Film hatte in der damaligen Zeit noch ein anrüchig-exotisches Image. Theaterschauspielern war es verboten, an Filmaufnahmen mitzuwirken. Das erste Drehbuch-Angebot des norwegischen Dichters Thomas Krag lehnt sie daher auch ab. Doch das Zusammentreffen mit Urban Gad, der später ihr Ehemann wird, setzte 1910 den Startpunkt für Asta Nielsens Interesse am Film und ihre Filmkarriere. Sie lässt sich in Berlin nieder und schöpft fortan in dramatischen Rollen die vielfältigen Möglichkeiten ihres Ausdrucks aus.

Mit ihrem unverwechselbaren Stil prägte sie Rollen in Filmen, die oft den Kampf und das Leiden von Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft zeigten. Asta Nielsen spielt meist Rollen konfliktbeladener Frauen, deren Verhalten nicht den gesellschaftlichen Konventionen entspricht, so in „Der fremde Vogel“ (1911) und „Die arme Jenny“ (1912). Ihr Durchbruch kam mit der Rolle in „Der Abgrund“ (1910), wo ihre Mischung aus emotionaler Intensität und natürlichem Spielstil die Schauspielkunst im Kino revolutionierte. Diese Erfolge führten zu internationalem Ruhm und dem Titel „international movie star“. Ihre Filme erfreuten sich internationaler Beliebtheit, was ihre Bedeutung als kulturelles Symbol festigte.

Neben ihren filmischen Errungenschaften war Nielsen auch bekannt für ihren Einfluss auf die Produktion ihrer Filme. Sie war aktiv in der Gestaltung von Kostümen, Beleuchtung und im Marketing involviert und setzte sich dafür ein, dass qualitativ hochwertige Nebendarsteller engagiert und die Filme effektiv beworben wurden. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges geht Asta Nielsen nach Dänemark zurück und kehrt erst nach dem Ende des Krieges wieder nach Deutschland zurück. 1918 wird sie von Urban Gad, ihrem Ehemann und Regisseur von dreiunddreißig gemeinsamen Filmen, geschieden und 1919 heiratet sie den schwedischen Oberleutnant und Sohn eines Reeders, Freddy Wingaardh, von dem sie sich 1927 scheiden lässt. Bis zum Beginn der Tonfilm-Ära kann man Asta Nielsen noch neben der jungen Greta Garbo in „Die freudlose Gasse“ (1925) von Georg Wilhelm Pabst und in „Dirnentragödie“ (1927) von Bruno Rahn sehen.

Asta Nielsen bleibt dem Theater treu und kehrt 1935 nach Dänemark zurück, um dort bis zu ihrem Lebensende zu wirken. Ihre Filmkarriere endet mit dem Tonfilm; sie dreht nur einen einzigen – „Unmögliche Liebe“ (1932). Obwohl sie eine angenehme Stimme hat, geht ihr gekonntes Mienenspiel in diesem neuen Medium unter. Weitere Filmangebote lehnt Asta Nielsen kontinuierlich ab und widmet sich fortan dem Theater. Diese Entscheidung war maßgeblich für ihr künstlerisches Erbe. 1935 kehrt die große Schauspielerin nach fünfundzwanzig triumphalen Jahren in Deutschland in ihre dänische Heimat zurück.

Asta Nielsen stirbt am 25. Mai 1972 im Alter von einundneunzig Jahren in ihrer Geburtsstadt Kopenhagen an den Folgen eines schweren Unfalls. Sie wird auf dem Kopenhagener Westfriedhof in einem anonymen Gemeinschaftsgrab beigesetzt.

Im Berliner Stadtteil Charlottenburg ist am Haus Fasanenstraße 69 – wo Asta Nielsen zwischen 1931 und 1937 wohnt – eine Gedenktafel angebracht.

Wichtigste Fakten über Asta Nielsen

  • Geboren am 11. September 1881 in Kopenhagen und gestorben am 25. Mai 1972 in derselben Stadt.
  • Bekannt durch den Film ‚Der Abgrund‘, der ihr internationaler Durchbruch war.
  • Revolutionierte die Filmindustrie mit ihrem naturalistischen Schauspielstil.
  • Erschuf das Bild eines Films als eigenständige Kunstform durch ihre Rollenwahl.
  • Obwohl ihre Karriere im Stummfilm endete, bleibt ihr kultureller Einfluss unvergessen.

Video über/mit Asta Nielsen

Frühe Jahre und Ausbildung

Asta Nielsen

Asta Sofie Amalie Nielsen wurde am 11. September 1881 in Kopenhagen, Dänemark, geboren. In ihrer Kindheit erlebte sie sowohl Armut als auch den frühen Verlust ihres Vaters Jens Christian Nielsen, was sie tief prägte. Ihre Mutter, Ida Frederikke Nielsen, arbeitete als Waschfrau, um die Familie zu unterstützen. Nach einem Aufenthalt in Malmö kehrte die Familie 1890 nach Kopenhagen zurück, wo Asta einen Großteil ihrer Jugend verbrachte. Schon früh war ihre Begabung zur Schauspielerei zu erkennen. Dies wurde durch ihren Schauspielunterricht bei Peter Jerndorff und ein Stipendium für die Schauspielschule am Königlichen Theater in Kopenhagen gefördert. Dieses Stipendium ermöglichte es ihr, ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln, trotz der finanziellen Schwierigkeiten, mit denen sie und ihre Familie konfrontiert waren.

Ihre ersten Erfahrungen in der Theaterwelt sammelte Asta Nielsen im Königlichen Theater Kopenhagen, doch die traditionellen Strukturen dort bereiteten ihr oft Schwierigkeiten. Unzufrieden mit den Einschränkungen des Theaters und ihrer begrenzten Rollen, entschied sie sich, am Dagmar-Theater zu arbeiten, was ihr erste erkennbare Erfolge und eine größere künstlerische Freiheit einbrachte. Diese Erfahrungen waren entscheidend für ihre spätere Wahl, sich dem damals aufkommenden Medium Film zuzuwenden.

Karriereweg

Asta Nielsens Karriere im Film begann 1910, als sie von Urban Gad, ihrem späteren Ehemann, für den Film entdeckt wurde. In ihrem ersten großen Film, „Der Abgrund“, stellte sie eine leidenschaftliche, aber komplexe Frauenfigur dar, was ihren internationalen Ruhm begründete. Ihre Filme wurden international anerkannt, insbesondere in Deutschland, wohin sie nach ihrem Anfangserfolg in Dänemark zog.

  • 1909: Beginn des Filmschaffens, erste Filme mit Urban Gad
  • 1910: Internationaler Durchbruch mit „Der Abgrund“
  • 1911-1916: Folgeproduktionen wie „Der fremde Vogel“ und „Die arme Jenny“ festigen ihren Ruhm
  • 1924: Zusammenarbeit mit Regisseur Georg Wilhelm Pabst an „Die freudlose Gasse“
  • 1932: Erscheint in ihrem einzigen Tonfilm „Unmögliche Liebe“
  • 1935: Rückkehr nach Dänemark

Im Jahr 1918 kam es zur Scheidung von Urban Gad, und Nielsen heiratete den Schweden Freddy Wingaardh, von dem sie sich auch 1927 trennte. Diese Entscheidung war maßgeblich für ihr künstlerisches Erbe. Sie arbeitete weiterhin im Filmgeschäft bis zum Aufkommen des Tonfilms, als ihr charakteristisches Mienenspiel weniger gefragt war. Asta war nie ein Fan des Tonfilms, obwohl ihre kraftvolle Stimme für das Medium geeignet gewesen wäre. Über die Jahre hinweg erhielt sie zahlreiche Anerkennungen und Filmangebote, die sie jedoch ablehnte, um sich ihrer Leidenschaft für das Theater zu widmen. Trotz des Endes ihrer Filmkarriere blieb ihr Einfluss stark, sowohl im Film als auch in der Theaterwelt, und Nielsen wurde als kulturelle Ikone gefeiert.

Persönliches Leben

Asta Nielsens persönliches Leben war geprägt von künstlerischen und emotionalen Herausforderungen. Ihre Tochter Jesta, die sie im Alter von zwanzig Jahren bekam, wuchs in einer unterstützenden familiären Umgebung auf, da Asta Unterstützung von ihrer Mutter und Schwester erhielt. Dennoch hielt sie die Identität des Vaters geheim und entschied sich gegen eine Ehe, obwohl sie verlobt war. Nielsens erste Ehe mit Urban Gad war sowohl beruflich als auch privat einflussreich, da das Paar gemeinsam an über 30 Filmen arbeitete. Ihre zweite Ehe mit Freddy Wingaardh hielt fast ein Jahrzehnt, und am Ende heiratete sie Christian Theede, den sie als wichtigsten Partner in ihrem Leben betrachtete.

Das persönliche Drama erreichte einen Höhepunkt, als ihre Tochter Jesta in den sechziger Jahren Selbstmord beging, was bei Nielsen eine tiefe Depression auslöste. Trotz dieser schweren Zeiten bewahrte sie ihre Würde und blieb ein Beispiel für Stärke und Unabhängigkeit.

Vermächtnis und Einfluss

Asta Nielsen gilt als eine der Pionierinnen, die den Weg für den naturalistischen Schauspielstil weitete, der bis heute in der modernen Schauspielkunst existiert. Ihre mutigen Rollenentscheidungen und ihre Leidenschaft für das Kino trugen erheblich zur Etablierung des Films als Kunstform bei, beeinflussten Generationen von Schauspielern und Filmemachern und trugen zur kulturellen Entwicklung bei. Durch ihre Arbeit thematisierte Nielsen soziale Probleme und persönliche Konflikte, was ihre Darstellung vor allem für Frauen als sozial bedeutsam machte. Ihre künstlerische Integrität und die Qualität ihrer Filme setzten neue Maßstäbe in der Filmindustrie und inspirieren bis heute Künstler weltweit.

Interessante Fakten über Asta Nielsen

Asta Nielsen war für ihre Vorliebe für exotische Haustiere bekannt und hielt zeitweise einen Jaguar als Haustier. Diese Tatsache symbolisiert ihr abenteuerliches und oft unkonventionelles Leben. Ihr schonungsloser Humor und ihr scharfer Intellekt machten sie zu einer faszinierenden Persönlichkeit sowohl auf als auch abseits der Leinwand. Selbst im hohen Alter, auf die Frage nach einer weiteren Ehe, erwiderte sie mit einem Augenzwinkern, sie habe es zweimal versucht, es ging ihr deshalb nicht schlechter, aber ein drittes Mal wagte sie es nicht, da die Chancen zu hoch waren, dass sie es sich anders überlegte.

Astas Einfluss reicht bis heute, da sie oft in modernen Filmen und Kunstwerken zitiert wird und als historische Figur in der Filmgeschichte weiterhin relevant ist.

Quellen

© 2025 Kult-Newsletter.de c/o Robin GmbH