Beate Klarsfeld

Beate Klarsfeld ist eine herausragende Persönlichkeit in der Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung und gilt als eine der bemerkenswertesten Nazi-Jägerinnen unserer Zeit. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre unvergleichliche Courage und ihr unermüdliches Engagement bei der Aufdeckung und strafrechtlichen Verfolgung von NS-Verbrechern. Ihr öffentlichkeitswirksamer Protest gegen den deutschen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger aufgrund dessen NS-Vergangenheit ist nur ein Beispiel für ihren entschiedenen Einsatz für Gerechtigkeit. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Serge Klarsfeld widmete sie ihr Leben der Suche nach untergetauchten Nazi-Verbrechern, verflocht mutigen Aktivismus mit präziser Recherche und dokumentierte zahllose Taten. Die Aktionen des Paares, die ebenso furchtlos wie spektakulär waren, führten zur Aufdeckung und Verurteilung von Tätern wie Klaus Barbie. Beates Konfrontation mit Kiesinger und ihre anschließende Kampagne sind exemplarisch für ihre Direktheit und Unerschrockenheit. Ihre Initiativen wurden nicht immer unkritisch aufgenommen, dennoch zog sie weltweite Aufmerksamkeit auf sich und setzte sich als Symbol für die Moral und Gerechtigkeit in einer Zeit durch, die sich noch von den Gräueltaten des Krieges erholte. Anerkennungen aus Israel und Frankreich bezeugen die Resonanz ihres Wirkens weit über die Grenzen Deutschlands hinaus.

Beate Klarsfeld wird am 13. Februar 1939 in Berlin als Beate Auguste Künzel geboren – ein Jahr vor dem Abitur wechselt sie vom Lyzeum auf eine Handelsschule, um nach dem Abschluss als Sekretärin zu arbeiten. Mit einundzwanzig Jahren geht sie als Au-pair-Mädchen nach Paris, wo sie den Franzosen Serge Klarsfeld kennenlernt – ein Politikstudent, dessen Vater in Auschwitz umkommt. 1963 heiraten die beiden und Beate Klarsfeld erhält dadurch zusätzlich zur deutschen die französische Staatsbürgerschaft. Zwei Kinder gehen aus der Ehe hervor – Arno David und Lida Myriam.

Um auf die NSDAP-Vergangenheit des damaligen Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger hinzuweisen, ruft Beate Klarsfeld dem Politiker 1968 im Bonner Bundestag „Nazi, tritt zurück!“ zu und wird abgeführt. Zwar berichten einige Zeitungen über den Vorfall, es wird jedoch keine öffentliche Debatte über Kurt Georg Kiesingers nationalsozialistische Vergangenheit losgetreten – daraufhin verschafft sich Beate Klarsfeld mit einer Pressekarte Zugang zum CDU-Parteitag in der Berliner Kongresshalle. Sie steigt unmittelbar vor der Abschlussrede des Bundeskanzlers mit einem Stenoblock in der Hand auf die Bühne, tritt unbemerkt an Kurt Georg Kiesinger heran, beschimpft ihn als „Nazi“, ohrfeigt ihn und löst unter den Delegierten einen Tumult aus. Beate Klarsfeld wird zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, muss die Strafe – die kurze Zeit später zu vier Monaten auf Bewährung umgewandelt wird – aber wegen ihrer französischen Staatsangehörigkeit nicht antreten. Mit dieser Aktion sorgt sie weltweit für Schlagzeilen – zum Dank für ihre Tat erhält sie von der Führung der damaligen DDR zweitausend Mark, der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll schickt ihr rote Rosen nach Paris.

Das Thema Holocaust lässt Beate Klarsfeld von nun an nicht mehr los – sie macht es sich zur Lebensaufgabe, Nationalsozialisten zu entlarven, die im Ausland untergetaucht sind oder unbehelligt eine neue Karriere in Deutschland machen. Ihre Karriere begann Beate Klarsfeld als Journalistin mit Artikeln im linken Blatt Combat, wo sie eine radikale Konfrontation mit der deutschen Regierung suchte, allen voran mit dem NS-belasteten Politiker Kurt Georg Kiesinger. Die Ohrfeige, die sie ihm bei einem CDU-Parteitag verpasste, ist ein historisch symbolträchtiger Akt, der sie über Nacht berühmt machte. Von diesem Moment an nahm sie die nazi-jagende Arbeit auf, die Jahre später zur Verhaftung und Verurteilung von Klaus Barbie führte.

  • Beate Klarsfeld versucht 1971 gemeinsam mit ihrem Mann, den für die Deportation von knapp achtzigtausend Menschen aus Frankreich verantwortlichen Kurt Lischka aus Deutschland zu entführen und der französischen Justiz auszuliefern – dafür wird Beate Klarsfeld 1974 zu zwei Monaten Freiheitsstrafe verurteilt, die Strafe aber nach internationalen Interventionen und Protesten zur Bewährung ausgesetzt. Kurt Lischka bleibt zunächst auf freiem Fuß und wird erst 1980 verurteilt.

Als wichtigsten Erfolg ihrer Arbeit wertet Beate Klarsfeld die Verurteilung von Klaus Barbie – dem ehemaligen Gestapo-Chef in Lyon. Dieser setzt sich 1951 nach Bolivien ab, wo er es bis zum Berater des Diktators Hugo Banzer Suárez bringt. Wegen seiner Kriegsverbrechen wird er in Frankreich 1947 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Das Ehepaar Klarsfeld spürt Klaus Barbie 1972 in La Paz auf, doch die bolivianischen Staatspräsidenten Hugo Banzer Suárez und sein Nachfolger Luis García Meza Tejada halten ihre schützende Hand über den Kriegsverbrecher. Erst 1983 wird Klaus Barbie festgenommen, an Frankreich ausgeliefert und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt. Dem Engagement von Beate Klarsfeld ist auch die Gründung der Gedenkstätte „Maison d’Izieu“ zu verdanken, in der an die Opfer der von Klaus Barbie begangenen Verbrechen erinnert wird.

1991 kämpft Beate Klarsfeld um die Auslieferung des in Syrien lebenden Eichmann-Stellvertreters Alois Brunner, dem die Ermordung von 130.000 Juden in deutschen Konzentrationslagern angelastet wird – 2001 wird Alois Brunner durch die Bemühungen des Ehepaares Klarsfeld von einem französischen Gericht in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt.

Auf das Bemühen von Beate Klarsfeld geht auch die von der Deutschen Bahn konzipierte Wanderausstellung „Sonderzüge in den Tod“ zurück, die seit 2008 auf zahlreichen deutschen Bahnhöfen gezeigt wird. In Deutschland nach wie vor umstritten, wird Beate Klarsfeld in Israel und in Frankreich mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt – 1974 erhält sie in Israel die „Tapferkeitsmedaille der Ghettokämpfer“, 1984 ernennt sie der französische Präsident François Mitterrand zum „Ritter der Ehrenlegion“, 2007 wird sie vom Präsidenten Nicolas Sarkozy zum „Offizier der Ehrenlegion“ ernannt und 2011 erhält sie das „Komturkreuz des Verdienstordens der Französischen Republik“. 2009 wird ihr in München der „Georg-Elser-Preis“ verliehen.

Auflistung wichtiger Fakten über Beate Klarsfeld:

  • Entlarvte und verfolgte zahllose NS-Verbrecher, darunter Klaus Barbie.
  • Erregte internationale Aufmerksamkeit durch ihre Ohrfeige gegen Kurt Georg Kiesinger.
  • Verheiratet mit Serge Klarsfeld, einem ebenfalls engagierten Nazi-Jäger.
  • Verbal und politisch aktiver Widerstand gegen Rechtsextremismus.
  • Anerkennung in Form hochrangiger Auszeichnungen in Israel und Frankreich.

Beate Klarsfeld lebt mit ihrem Mann in Paris.

2012 wird Beate Klarsfeld vom Vorstand der deutschen Partei „Die Linke“ für die Wahl des deutschen Bundespräsidenten als Kandidatin nominiert. Im Zuge ihrer Kandidatur spricht sie sich für ein Verbot der NPD aus.

Vermächtnis und Einfluss:

Beate Klarsfelds unermüdlicher Einsatz gilt als eine der großen moralischen Instanzen im Kampf gegen die faschistischen Verbrechen des 20. Jahrhunderts.

Ihre Arbeit hat maßgeblich dazu beigetragen, die Erinnerung an die Opfer des Holocaust wach zu halten. Zahllose historische Projekte und Dokumentationsausstellungen gingen aus ihrem Anstoß hervor. Ihr Wirken inspiriert politische Aktivisten weltweit, gegen das Vergessen und für die Begegnung von Unmenschlichkeit und Verbrechen einzustehen.

Ihr Vermächtnis wird in den kommenden Generationen nicht nur durch die von ihr initiierten Projekte und Auszeichnungen fortleben, sondern auch durch ihre Familie, die das Erbe des Kampfes um historische Wahrheit und Gerechtigkeit weiterträgt. Unvergessen bleiben ihre mutigen Taten, die weit über die Jagd auf NS-Verbrecher hinausgingen und eine universelle Botschaft von Mitmenschlichkeit und Gerechtigkeit verkörpern.

Interessante Fakten:

Der Mut, den Beate Klarsfeld im Angesicht der vielfachen Hindernisse gezeigt hat, ging weit über das hinaus, was von einer Aktivistin ihrer Zeit erwartet wurde. Beachtlich ist ihr versuchter Einsatz 1971, Kurt Lischka aus Deutschland zu entführen, um ihn der französischen Justiz zu überstellen. Diese spektakuläre Aktion brachte ihr nicht nur internationale Aufmerksamkeit, sondern verdeutlicht ihre Kompromisslosigkeit in der Verfolgung von NS-Verbrechern.

Ein überraschender Aspekt ihrer Persönlichkeit ist, dass sie trotz aller Kontroversen ihre Anerkennung in Form von zahlreichen Auszeichnungen aus Israel und Frankreich erhielt, während sie in Deutschland häufig umstritten blieb. In den neuen Bundesländern erfährt sie dennoch posthum Anerkennung für ihre entschlossene Haltung, die in einer Ehrung mit dem ehemaligen Literaturpreisträger Heinrich Böll mit rosengewordenem Dank Ausdruck fand.

Ihre Kandidatur für das Amt des deutschen Bundespräsidenten im Jahr 2012 zeigt ihr fortwährendes politisches Engagement und ihre Bereitschaft, auch aktuellen politischen Herausforderungen, wie dem Aufstieg rechtsextremer Strömungen, Stellung zu beziehen. Ihre außergewöhnliche Biographie unterstreicht die Vielfalt ihrer Persönlichkeit und ihr unerschütterliches Streben nach Gerechtigkeit.

Beate Klarsfeld als junge Frau

Quellen:

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