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Domenica Niehoff war eine beeindruckende Persönlichkeit, die als Prostituierte, Aktivistin und Autorin in Deutschland bekannt wurde. Ihr Engagement für die Rechte und Anerkennung von Sexarbeitenden in den siebziger und achtziger Jahren war revolutionär und brachte entscheidende Veränderungen in der gesellschaftlichen Wahrnehmung dieser Berufe hervor. Bekannt wird die “Königin der Reeperbahn” durch ihren Einsatz für die Anerkennung und Legalisierung des Berufsstands der Prostituierten in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Domenica Niehoff war eine deutsche Prostituierte, Aktivistin, Dominatrix und Autorin, die eine bedeutende Rolle im öffentlichen Diskurs über die Rechte von Sexarbeitenden spielte. Nach ihrem Ausstieg aus dem Gewerbe tingelt sie durch bundesdeutsche Talkshows und engagiert sich in Hamburger Problemvierteln für Drogenabhängige und minderjährige Prostituierte.
Domenica Anita Niehoff kommt am 3. August 1945 in Köln zur Welt. Sie wuchs unter schwierigen Bedingungen auf, nachdem ihre Mutter ihre Flucht aus einer missbräuchlichen Ehe plante. Dies führte dazu, dass Domenica mit ihrem Bruder Amando zehn Jahre lang in einem katholischen Waisenhaus lebte. Diese Erfahrungen prägten sie und legten den Grundstein für ihre spätere Resilienz. Nach einer Ausbildung zur Buchhalterin lernte sie mit siebzehn Jahren einen Bordellbesitzer kennen und heiratet ihn. Zehn Jahre später erschießt dieser sich vor ihren Augen mit einer Pistole. Im selben Jahr beginnt sie, im Hamburger Vergnügungs- und Rotlichtviertel St. Pauli im Großbordell “Palais d’Amour” und in der Herbertstraße als Prostituierte zu arbeiten. Später betreibt sie ein eigenes Studio und wird als Domina weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Durch ihre enorme Oberweite fällt sie auf – zu ihr wollen die Männer, die ungewöhnliche sexuelle Praktiken begehren – Domenica Niehoff avanciert zur festen Größe auf dem Hamburger Kiez.
Im Jahr 1991 nimmt Domenica Niehoff den von Franziska Menke komponierten Song “Alle meine Freier” auf und 1994 veröffentlicht ihre Autobiografie “Körper mit Seele – Mein Leben”. Ihr Engagement als Streetworkerin hilft insbesondere Drogenabhängigen und minderjährigen Prostituierten. Sie kämpft unermüdlich gegen gesellschaftliche Stigmatisierung und dringt auf gesetzliche Reformen, die die Arbeitsbedingungen von Prostituierten verbessern sollen. Ihr Mut, sich gegen gesellschaftliche Stigmata zu stemmen und radikale Ansichten zu vertreten, prägte nicht nur gesetzliche Reformen, sondern auch die öffentliche Debatte über Sexarbeit in Deutschland nachhaltig. Durch ihre markante Erscheinung wird sie ein Symbol für den Kampft um Würde und Rechte der im Sexgewerbe Tätigen.
Zum Besuch von Papst Johannes Paul II. in Berlin 1996 spricht Domenica Niehoff in einem papstähnlichen Gewand bei einer Demonstration den Transvestiten Charlotte von Mahlsdorf “heilig”. Diese Aktion empört konservative Politiker von der CSU, die im Bundestag einen Gesetzentwurf gegen die Beschimpfung eines religiösen Bekenntnisses einbringen – dieser wird jedoch von den übrigen Parteien abgelehnt. Schicke Auftritte mit Domenica Niehoff werden in den achtziger Jahren beliebt. Viele Prominente machen regen Gebrauch davon. Tomi Ungerer, Horst Janssen und das Ehepaar von Thurn und Taxis pflegen den freundschaftlichen Kontakt zu ihr. Außerdem avanciert die Edelhure zum begehrten Talkshow-Gast im Deutschen Fernsehen. 1983 posiert sie für das Cover der Single “Bum Bum” der Popgruppe Trio. Zunächst soll das Foto aus Gründen des Jugendschutzes verboten werden, darf dann aber doch für das Cover verwendet werden – sie spielt auch im gleichnamigen Musikvideo mit. 1985 erobert Domenica Niehoff die Kunst und wirkt bei einer Performance in der “Hamburger Kunsthalle” zu Ehren des Künstlers Henri de Toulouse-Lautrec mit.
Die 1970er Jahre sind geprägt von ihrer Arbeit als Prostituierte, aber schnell findet sie ihre Nische als Domina, wobei sie ein eigenes Studio betreibt, das weit über Hamburgs Grenzen hinaus bekannt wird. Ihr Engagement wird 1993 filmisch in einem dokumentarischen Spielfilm unter der Regie von Peter Kern gewürdigt. Auch im Theater ist Domenica Niehoff zu sehen – als Frau des Senators mit Jean-Pierre Cornu in einer Szene von “Straglers Woche – Eine St. Pauli Saga”. Der Schriftsteller Wolf Wondratschek widmet ihr Gedichte, sie sei “eine Hure bis hinein in ihr großes träges Herz und bis in die Beine eine Frau – wenn sie mit dem Hintern wackelt, fließen die Flüsse bergauf”. Sie tritt in mehreren Filmen auf, wie in “Messalina – Kaiserin und Hure” (1980), “Taxi nach Kairo” (1987) und “Fernes Land Pa-isch” (1994). Ihr Bekanntheitsgrad steigt weiter.
Im Alter von fünfundvierzig Jahren steigt Domenica Niehoff aus dem Gewerbe aus, eröffnet eine Kneipe am Fischmarkt und engagiert sich als Streetworkerin. Ihr Einfluss auf die Gesellschaft, insbesondere im Hinblick auf die Normalisierung und Legalisierung der Sexarbeit, ist beachtlich. Bis heute wird sie als Pionierin anerkannt, deren Vermächtnis sich in aktuellen Diskussionen über die Rechte von Sexarbeiterinnen niederschlägt. Ihr persönliches Leben war ebenso bemerkenswert wie ihre Karriere.
Domenica Niehoff lebt eine Zeit in der Eiffel, nachdem sie dort ein Haus geerbt hat, kehrt jedoch nach Hamburg zurück, wo sie in einer Etagenwohnung auf St. Pauli ihren Lebensmittelpunkt findet. Sie kocht und lädt Freunde ein und möchte weiterhin für junge Prostituierte da sein, um diese bei ihrem Ausstieg aus dem Milieu zu unterstützen. Drogen, Kinderprostitution und quälende Aussteigerversuche – sie denkt ungern daran zurück. “Ich hab’ so viele sterben sehen”, sagt sie und beendet zehn Jahre später diese Tätigkeit. Zuletzt lebt sie nach einem Kurzaufenthalt in der Eiffel – wo sie ein Haus erbt – in einer Etagenwohnung in Hamburg.
Zuletzt lebt Domenica Niehoff nach einem Kurzaufenthalt in der Eiffel – wo sie ein Haus erbt – auf St. Pauli in einer Etagenwohnung eines Mehrfamilienhauses. “Ich hatte alles. Alle Schichten. Sie waren winselnd, bettelnd, fordernd, gemein. Brav, lieb, wohlhabend, arm, jung, alt. Ich weiß gar nicht, was mir noch fehlte”, sagt sie 2008 in ihrem letzten großen Interview. Domenica Niehoff stirbt am 12. Februar 2009 mit dreiundsechzig Jahren in Hamburg an den Folgen eines Lungenleidens. Freunde, Bekannte und frühere Kollegen nehmen mit einem Trauerumzug durch den Hamburger Stadtteil St. Pauli Abschied von der Kiezlegende. Domenica Niehoff wird auf dem Hamburger “Hauptfriedhof Ohlsdorf” im “Garten der Frauen” beigesetzt.
Wichtigste Fakten über Domenica Niehoff
- Domenica Niehoff setzte sich als Aktivistin unermüdlich für die Rechte von Sexarbeitenden ein.
- Sie war eine prominente Persönlichkeit des Hamburger Kiez und als „Königin der Reeperbahn“ bekannt.
- Niehoff veröffentlichte eine Autobiografie, die tiefe Einblicke in ihr Leben und ihre Arbeit bietet.
- Ihr Engagement als Streetworkerin half insbesondere Drogenabhängigen und minderjährigen Prostituierten.
- Posthum wurde eine Straße im Hamburger Stadtteil Altona nach ihr benannt, um ihre Verdienste zu würdigen.
Video über/mit Domenica Niehoff
Frühes Leben und Ausbildung
Domenica Niehoff wurde am 3. August 1945 in Köln geboren, einer Stadt, die noch unter den Folgen des Zweiten Weltkriegs litt. Ihre Kindheit war von Unsicherheiten geprägt, da ihre Mutter ihre Flucht aus einer missbräuchlichen Ehe plante. Nachdem sie das Waisenhaus im Alter von 14 Jahren verlassen hatte, begann Domenica eine Ausbildung zur Buchhalterin. In dieser Zeit entwickelte sie erste Interessen, die nicht nur praktischer Natur waren, sondern auch ihren Weg in die Erwachsenenwelt ebnen sollten. Sie freundete sich mit einer Gruppe von Jugendlichen an, die ein alternatives und rebellisches Leben führten, was Domenica nachhaltig prägte.
Karriere und Engagement
Domenicas Karrierebeginn als Prostituierte war alles andere als geplant. Nachdem sie den Suizid ihres Ehemanns im Alter von 27 Jahren miterleben musste, trat sie in das Hamburger Rotlichtmilieu ein – ein dramatischer Wendepunkt, der nicht nur ihren Lebensweg, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung von Sexarbeitenden verändern sollte. In Hamburg, insbesondere auf der Reeperbahn und in der Herbertstraße in St. Pauli, baute sie sich schnell einen Namen auf. Sie etablierte sich nicht nur als erfolgreiche Prostituierte, sondern auch als angesehene Domina. Ihr eigener Salon, den sie bald eröffnete, war weit über Hamburg hinaus bekannt. Ihre Arbeit am „Palais d’Amour“ und in der Herbertstraße verschaffte ihr nicht nur finanzielle Unabhängigkeit, sondern auch die Plattform, um ihre späteren Aktivistenkarriere zu starten.
Mit steigendem Bekanntheitsgrad begann Domenica auch in den Medien zu erscheinen. Ihre TV-Auftritte in den 1980er Jahren, darunter auch bei Talkshows, machten sie zu einer bekannten öffentlichen Figur. In dieser Zeit setzte sie sich aktiv für die Rechte von Prostituierten ein und sprach sich offen für die Legalisierung und regulierte Arbeitsbedingungen aus. Sie nahm regelmäßig an öffentlichen Diskussionen teil und verfasste Kolumnen, durch die sie die öffentliche Wahrnehmung von Sexarbeitenden herausforderte.
- Zu den künstlerischen Projekten, an denen sie mitwirkte, gehörten auch Auftritte in verschiedenen Filmen und Theaterstücken.
- Sie war in Filmen wie „Messalina – Kaiserin und Hure“ (1980), „Taxi nach Kairo“ (1987) und „Fernes Land Pa-isch“ (1994) zu sehen.
- Zusätzlich war sie 1983 auf dem Cover der Single „Bum Bum“ der Popgruppe Trio und im gleichnamigen Musikvideo zu sehen.
- Ihre Karriere war von bemerkenswerten Leistungen und Meilensteinen geprägt, die auch abseits der Bühne und abseits der Kamera stattfanden.
- Als soziale Unternehmerin gründete sie 1991 die Organisation Ragazza e.V., die jungen Prostituierten und Drogensüchtigen half.
Persönliches Leben
Domenica Niehoffs persönliches Leben war sowohl kompliziert als auch bewundernswert. Trotz der beruflichen Herausforderungen und der gesellschaftlichen Missbilligung fand sie Wege, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und dabei eine Rolle als öffentliche Figur zu übernehmen, die engagiert für die Rechte von Sexarbeitenden kämpfte.
Privat war Domenica bekannt für ihre großzügige und mitfühlende Natur. Nach dem Erbe eines Hauses in der Eifel zog sie eine Zeit lang dorthin, kehrte aber nach Hamburg zurück, wo sie 2009 in einer Etagenwohnung auf St. Pauli ihren Lebensabend verbrachte. Freunde beschreiben sie als eine Frau, die abseits der globalen Diskussionen gern kochte und enge Bekanntschaften pflegte. Dieser Sinn für Gemeinschaft und die Bereitschaft, anderen zu helfen, zogen sich wie ein roter Faden durch ihr Leben.
Eines der eindrucksvollsten Beispiele für ihr soziales Engagement war ihre Arbeit als Streetworkerin, durch die sie vielen jungen Prostituierten und Drogenabhängigen direkt vor Ort Hilfe bieten konnte. Trotz der Herausforderungen, die mit solch einem Engagement verbunden sind, blieb sie dieser Mission treu bis zu ihrer eigenen Erkrankung. Domenica war eindeutig eine Frau, die stets bemüht war, Mitgefühl zu zeigen und anderen zu dienen.
Vermächtnis und Einfluss
Domenica Niehoff hinterließ ein unverkennbares Vermächtnis, das sowohl gesellschaftliche Veränderungen anregte als auch die Lebensumstände unzähliger Einzelpersonen verbesserte. Ihre unermüdlichen Bemühungen für die Legalisierung und Regulierung der Prostitution in Deutschland sind untrennbar mit ihrem Namen verbunden und beeinflussten nachhaltig die politische Diskussion über Sexarbeit. Ihr Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Sexarbeitenden führte nicht nur zu gesellschaftlichem Umdenken, sondern auch zu konkreten Gesetzesreformen, die den Arbeitsalltag vieler Betroffener sicherer und würdevoller gestalteten.
Auch nach ihrem Tod bleibt Domenicas Einfluss spürbar. Ihre Arbeit inspirierte andere Aktivisten und führte zu einer stärkeren Inklusion von Sexarbeitern in geschlechtspolitische Diskurse. Das posthume Benennen einer Straße nach ihr in Hamburg ist nicht nur eine Anerkennung ihrer Leistungen, sondern auch ein Zeichen dafür, dass die Gesellschaft beginnt, ihre Themen offen zu diskutieren. Sie bleibt in Erinnerung als Symbol für Mut, Entschlossenheit und Mitgefühl.
Interessante Fakten über Domenica Niehoff
Domenica Niehoff ist bekannt für viele große und kleine Anekdoten, die während ihrer Karriere um sie gesponnen wurden. Trotz ihrer oft provokanten öffentlichen Auftritte war sie bekannt für ihre zurückhaltende und humorvolle Art im Privatleben. Ihre Teilnahme an kontroversen Events, wie ihrer „Heiligsprechung“ von Transvestiten während des Papstbesuchs, zeigt eine unerschütterliche Standhaftigkeit zu ihren Überzeugungen.
„Ich habe erreicht, dass mehr über Prostitution geredet wird. Dass nicht mehr so darüber getuschelt wird.“ – Domenica Niehoff
Domenicas Freundschaften reichten in alle gesellschaftlichen Schichten, was sie zu einer Art Bindeglied zwischen unterschiedlichen abstrakten Welten machte. Ihr offenes, neugieriges Wesen sorgte dafür, dass sie sowohl bei Künstlern als auch bei politischen Weggefährten geschätzt wurde, was sich auch in der breiten Palette der Menschen, die sich zu ihrer Trauerfeier versammelten, widerspiegelte.
Quellen
- Wikipedia: Domenica Niehoff
- Fox News: Hamburg names street after famous German dominatrix
- IBTimes: Germany’s most famous dominatrix Domenica Niehoff has Hamburg street named in her honour
- GuideDoc: Top Documentaries by Domenica Niehoff
- Domenica Niehoff: „Domenicas Kopfkissenbuch“ und „Körper mit Seele. Mein Leben“
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