Heinz Rühmann

Heinz Rühmann war ein legendärer deutscher Schauspieler, Regisseur und Sänger, dessen Karriere fast sieben Jahrzehnte umfasste und der für seine bemerkenswerte Vielseitigkeit im Unterhaltungsbereich bekannt ist. Als Prototyp des Durchschnittsdeutschen spielt er in zahlreichen Filmen mit viel Charme den kleinen Mann, der sich kurz aus der Masse hervorhebt, ein bisschen große Welt spielt und dann wieder in der Menge verschwindet. Trotz seiner umstrittenen Rolle während des Nationalsozialismus gilt er noch heute als Deutschlands beliebtester Filmstar.

Geboren am 7. März 1902 in Essen, stieg Rühmann aus bescheidenen Anfängen auf, um eine der bekanntesten und fundiertesten Figuren der deutschen Filmgeschichte zu werden. Seine Eltern betrieben eine Bahnhofsgaststätte, wo er mit fünf Jahren erste kleine Auftritte hat. 1913 übernehmen seine Eltern ein größeres Hotel, das jedoch schon kurze Zeit später bankrott geht. Die Ehe zerbricht und der Vater zieht nach Berlin, wo er wenig später – wahrscheinlich durch Suizid – ums Leben kommt. Die Mutter geht mit den Kindern nach München, wo Heinz Rühmann 1919 sein Abitur ablegt. Sein Berufsziel ist es, Schauspieler zu werden, und er tritt einer Münchner Laienspielbühne bei – seine Mutter unterstützt ihn bei seinen Bemühungen. Mit Friedrich Basil, einem Hoftheaterschauspieler, erhält er Schauspielunterricht. Diese frühe Ausbildung war entscheidend für seine spätere Karriere und half ihm, erste Bühnenengagements wie in Breslau zu erlangen, auch wenn der große Erfolg noch auf sich warten ließ und seine geringe Statur ihm zunächst Heldenrollen verweigerte.

Heinz Rühmann Jugend

1922 kann Heinz Rühmann in Bremen in „Der Mustergatte“ erste Erfolge feiern – in den folgenden dreißig Jahren spielt er die Hauptrolle weit über zweitausendmal, 1937 wird der gleichnamige Film zum Kassenschlager. Nach weiteren Stationen – unter anderem an der Bayerischen Landesbühne, am Düsseldorfer Schauspielhaus und an den Münchner Kammerspielen – erhält er erste Filmrollen in den Stummfilmen „Das deutsche Mutterherz“ (1926) und „Das Mädchen mit den fünf Nullen“ (1927). Größere Bekanntheit erlangt er durch seine Mitwirkung im erfolgreichen Film „Die drei von der Tankstelle“ (1930) neben Lilian Harvey.

Durch Auftritte in Filmen wie:

  • „Einbrecher“ (1930)
  • „Der Mann, der seinen Mörder sucht“ (1931)
  • „Bomben auf Monte Carlo“ (1931) an der Seite von Hans Albers und Peter Lorre
  • „Meine Frau, die Hochstaplerin“ (1931)
  • „Man braucht kein Geld“ (1932)
  • „Es wird schon wieder besser“ (1932)
  • „Ich und die Kaiserin“ (1933)
  • „Lachende Erben“ (1933)
  • „So ein Flegel“ (1934)
  • „Ein Walzer für dich“ (1934)
  • „Allotria“ (1936) neben Hilde Hildebrand
  • „Der Mann, der Sherlock Holmes war“ (1937)
  • „Der Mustergatte“ (1937)
  • „Die Umwege des schönen Karl“ (1938) mit Sybille Schmitz
  • „Nanu, Sie kennen Korff noch nicht?“ (1938)
  • „Der Florentiner Hut“ (1939)
  • „Kleider machen Leute“ (1940)
  • „Hauptsache glücklich“ (1941)

avanciert Heinz Rühmann in den folgenden Jahren zu einem der populärsten Schauspieler des Landes.

Sein Einfluss auf das deutsche Kino ist erheblich, mit einer beeindruckenden Filmographie, die über 100 Filme umfasst und Werke wie „Die drei von der Tankstelle“, „Die Feuerzangenbowle“ und „Der Hauptmann von Köpenick“ beinhaltet. Trotz der Herausforderungen und Kontroversen, die sich aus seiner Karriere während der Nazi-Ära ergaben, blieb er eine beständige und bewunderte Figur.

Mitte der dreißiger Jahre befindet sich Heinz Rühmann auf dem Höhepunkt seiner damaligen Karriere – die UFA schließt einen Dauervertrag mit ihm ab, durch den er zum bestbezahlten Schauspieler des Landes wird. Propagandaminister Joseph Goebbels setzte ihn auf die sogenannte „Gottbegnadetenliste“, wodurch er als Staatsschauspieler nicht zur Wehrmacht eingezogen wird. 1932 macht der begeisterte Hobbypilot Heinz Rühmann die Bekanntschaft mit Ernst Udet – dem Luftkampfhelden des Ersten Weltkriegs.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 äußert sich Heinz Rühmann nicht mehr öffentlich zu politischen Fragen. Von seiner jüdischen Frau Maria Bernheim lässt er sich 1938 scheiden. Spätere Vorwürfe, er hätte damit seine Karriere als Schauspieler sichern wollen, weist er von sich – die Ehe gilt schon länger als zerrüttet. Auch wenn sich Heinz Rühmann zur Zeit des Nationalsozialismus den Ruf eines unpolitischen Stars bewahrt, übernimmt er dennoch Rollen in sogenannten Ablenkungs- und Propagandafilmen wie „Wunschkonzert“ (1940), „Quax, der Bruchpilot“ (1941), „Der Gasmann“ (1941) oder „Die Feuerzangenbowle“ (1944) – in jenen Jahren ist er in über dreißig Filmen als Darsteller zu sehen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bestehen im Rahmen der allgemeinen Entnazifizierung „keine Bedenken gegen eine weitere künstlerische Betätigung des Herrn Rühmann“. Im Film „Keine Angst vor großen Tieren“ (1953) feiert er sein Comeback – es folgen „Wenn der Vater mit dem Sohne“ (1955) sowie die Tragikomödie „Der Hauptmann von Köpenick“ (1956), wofür der Schauspieler 1957 mit dem „Preis der deutschen Filmkritik“ ausgezeichnet wird.

In den nächsten Jahren spielt Rühmann in zahlreichen Unterhaltungsfilmen von unterschiedlicher Qualität wie „Charley’s Tante“ (1956) mit Walter Giller, „Es geschah am helllichten Tag“ (1958), „Der brave Soldat Schwejk“ (1960), „Das Haus in Montevideo“ (1963) neben Ruth Leuwerik, „Grieche sucht Griechin“ (1966), „Der Pfandleiher“ (1971) und „Kein Abend wie jeder andere“ (1976) neben Peter Ustinov. 1966 wird ihm das „Große Bundesverdienstkreuz“ verliehen.

1970 stirbt Rühmanns zweite Frau Hertha Feiler, zwei Jahre später heiratet er seine dritte Frau – Hertha Droemer.

In seinen letzten Lebensjahren entdeckt er die Rezitation als neue Leidenschaft – legendär sind seine jährlichen Lesungen zur Weihnachtszeit in der Hamburger St. Michaelis-Kirche. Anfang der achtziger Jahre zieht sich Rühmann von der Schauspielerei zurück. Einen letzten Auftritt vor der Filmkamera hat er in Wim Wenders‘ „In weiter Ferne, so nah!“ (1993) an der Seite von Otto Sander, Bruno Ganz, Nastassja Kinski und Horst Buchholz und seinen letzten Fernsehauftritt 1994 in der TV-Show „Wetten dass“, wo ihn das Publikum mit stehenden Ovationen feiert.

Heinz Rühmann stirbt am 3. Oktober 1994 im oberbayerischen Aufkirchen am Starnberger See.

Wichtigste Fakten über Heinz Rühmann

  • Heinz Rühmann gilt als einer der größten deutschen Schauspieler aller Zeiten, bekannt für seine vielfältigen Rollen und seine Fähigkeit, den „kleinen Mann“ mit Charme und Humor darzustellen.
  • Er spielte in über 100 Filmen von den 1920er bis zu den 1990er Jahren, darunter Klassiker wie „Die Drei von der Tankstelle“ und „Die Feuerzangenbowle“.
  • Sein Talent und seine Anpassungsfähigkeit haben ihm zahlreiche Auszeichnungen eingebracht, darunter die Goldene Kamera posthum im Jahr 1995.
  • Trotz der Herausforderungen während der Nazi-Zeit bewahrte er seinen Ruf als unpolitischer Künstler, der sich auf Ablenkungs- und Unterhaltungsfilme konzentrierte.
  • Rühmanns Einfluss reicht bis in die heutige Zeit, wo er immer noch als Symbol für den unermüdlichen Geist und die kulturelle Resilienz Deutschlands gefeiert wird.

Video über/mit Heinz Rühmann

Vermächtnis und Einfluss

Heinz Rühmanns Wirkung auf die deutsche Filmkultur bleibt unnachahmlich. Seine Darstellungen boten nicht nur Unterhaltung, sondern halfen auch der deutschen Gesellschaft, in krisenhaften Zeiten ein Ventil zu finden und ein Gefühl von Normalität zu bewahren. Seine Fähigkeit, sowohl als charismatischer Schauspieler als auch als geschmackssicherer Regisseur zu publizieren, forderte viele Talente heraus und inspirierte eine Vielzahl von Nachfolgern. Heute bleibt seine Arbeit ein fester Bestandteil deutscher Filmgeschichtsstunden und wird von Filmemachern und Kritikern gleichermaßen studiert.

Interessante Fakten

Eine nicht allgemein bekannte Tatsache über Heinz Rühmann ist, dass er nach dem Krieg eine Arbeitsverbot der Alliierten erhielt, welches er jedoch durch Tourneen mit eigenen Produktionen überwinden konnte.

Heinz Rühmann wurde zwar oft als der Inbegriff des „kleinen Mannes“ im deutschen Film wahrgenommen, aber sein persönliches Interesse galt der Höhenfliegerei, sodass er selbst ein begeisterter Pilot wurde.

Ein weiteres interessantes Detail ist seine jährliche Weihnachtslesung in der Hamburger St. Michaelis-Kirche, die seine Leidenschaft für die Rezitation und den direkten Kontakt zu seinem Publikum zeigte. In späteren Jahren zog er sich zunehmend ins Privatleben zurück, veröffentlichte jedoch gelegentlich Kommentare zu seiner Lebensweise und seiner künstlerischen Ausrichtung. Sein Vermächtnis ist bemerkenswerterweise geprägt von einer stillen Resilienz und einer tiefen Verbundenheit zu seinen deutschen Wurzeln.

Quellen

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