„`html
Johannes Heesters gilt als einer der bemerkenswertesten Entertainer des 20. Jahrhunderts, bekannt vor allem für seine lange Karriere als Schauspieler und Sänger. Mit seiner Paraderolle des Grafen Danilo aus der Operette „Die lustige Witwe“ steht er auf unzähligen Theaterbühnen. Geboren und aufgewachsen in den Niederlanden, gestaltete Heesters eine außergewöhnlich erfolgreiche Karriere, die sich über mehr als neun Jahrzehnte erstreckte. Seine Liederabende, Tourneen und Fernsehauftritte wurden begleitet von zahlreichen Ehrungen. Trotz der negativen Schlagzeilen aufgrund seiner Verbindungen zum NS-Regime genießt Heesters besonders in Deutschland enorme Popularität und hinterlässt dort einen bedeutenden kulturellen Fußabdruck. Heesters erlangte weltweite Bekanntheit für seine außergewöhnliche Langlebigkeit und seinen unermüdlichen Einsatz im Showbusiness. Er ist vor allem dafür bekannt, seine Kunst in einer herausfordernden Zeit als Mittel zur Unterhaltung und Zerstreuung zu nutzen. Bis zu seinem Tod im Alter von 108 Jahren blieb Heesters ein aktiver und respektierter Künstler, dessen Einfluss weit über die Grenzen Deutschlands hinausreicht und in der internationalen Kulturlandschaft nachwirkt.
Geboren als Johan Marius Nicolaas Heesters, kommt er am 5. Dezember 1903 im niederländischen Amersfoort zur Welt. Er ist der jüngste von vier Söhnen des Kaufmanns Jacobus Heesters und seiner Ehefrau Gertruida. Ursprünglich wurde eine Karriere als Priester in Betracht gezogen, jedoch entschied er sich bald, seiner Leidenschaft für das Schauspiel und den Gesang nachzugehen. Nach seiner Schulzeit beginnt er zunächst eine kaufmännische Lehre, fasst jedoch mit sechzehn Jahren den Entschluss, Schauspieler zu werden. Nach einer Gesang– und Schauspielausbildung in Amsterdam steht er als Siebzehnjähriger dort zum ersten Mal auf der Bühne – danach folgen Engagements an Bühnen in Den Haag, Brüssel und Rotterdam, wo er die großen Theaterklassiker spielt.
1923 übernimmt Heesters seine erste Gesangrolle in Strindbergs „Traumspiel“. Mit weiteren Hauptrollen in diversen Operetten wie „Walzertraum“, „Dreimäderlhaus“ oder „König der Vagabunden“ avanciert er rasch zum Publikumsmagneten. Seine Karriere, die über neun Jahrzehnte umfasste, war geprägt von seiner Zeit in Nazi-Deutschland, wo er sowohl auf der Bühne als auch vor der Kamera zu einem der beliebtesten Stars wurde.
1924 kommt Johannes Heesters erstmals mit dem Film in Berührung – er wirkt im niederländischen Stummfilm „Cirque Hollandais“ mit. 1927 singt er bei den legendären „Comedian Harmonists“ vor, lehnt jedoch ein Engagement ab.
Nach mehreren Bühnenrollen in Wien, Graz, Salzburg und Innsbruck geht er 1936 nach Berlin, wo er von der UFA engagiert wird. An der Seite von Stars wie Marika Rökk, Brigitte Horney, Carola Höhn, Marte Harell und Dora Komarin übernimmt er in zahlreichen Operettenverfilmungen und Musikfilmen die männliche Hauptrolle und erhält vom Publikum seinen Spitznamen „Jopie“. Heesters singt und tanzt sich in die Herzen des Publikums und lässt so für kurze Zeit die Kriegswirren vergessen. 1938 ist er erstmals als Graf Danilo in der Operette „Die lustige Witwe“ zu sehen – die Rolle spielt er fünfunddreißig Jahre lang und macht sie mit Nelke im Knopfloch, weißen Handschuhen und langem Seidenschal zu seinem Markenzeichen.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wird Johannes Heesters auf der sogenannten „Gottbegnadeten-Liste“ der unverzichtbaren Schauspieler von Propagandaminister Joseph Goebbels geführt. Seine Auftritte in sogenannten „Ablenkungsfilmen“ bleiben nicht ohne Folgen in der Wahrnehmung seiner Person, was zu Kontroversen führt. Doch bis zur deutschen Besatzung verfolgen die Niederländer seine deutsche Karriere mit Wohlwollen. Seine Filme erhalten in seinem Heimatland fast ausnahmslos positive Kritiken, laufen – während er bei den niederländischen Widerstandsgruppen zunehmend in Ungnade fällt – auch nach 1940 mit großem Erfolg in den dortigen Kinos. Sympathiebekundungen für das NS-Regime sind jedoch nicht bekannt. 1976 wird er von einem niederländischen Journalisten beschuldigt, er habe 1941 das Konzentrationslager Dachau besichtigt und dort einen Auftritt vor der SS gehabt – diesen Vorwurf weist er zeitlebens von sich.
Nach dem Krieg werden die Filme mit Johannes Heesters nicht als Nazipropaganda eingestuft, sodass er seine Karriere ungehindert fortsetzen kann. Heesters bleibt ein viel gefragter Darsteller, dessen leichte Unterhaltungsstreifen wie „Leckerbissen“ (1948), „Wenn eine Frau liebt“ (1950) oder Operettenverfilmungen wie „Die Czardasfürstin“ (1951) und „Im weißen Rössl“ (1952) die Menschen scharenweise in die Kinos lockt.
Nachdem Johannes Heesters 1953 von Otto Preminger für den Film „Die Jungfrau auf dem Dach“ nach Hollywood engagiert wird, ist er dann während der sechziger und siebziger Jahre hauptsächlich in Fernsehfilmen, Theateraufzeichnungen und TV-Shows zu sehen. Sein Einfluss als Künstler zeigt sich nicht nur in seinen Rollen, sondern auch in seiner bemerkenswerten Langlebigkeit, die ihm den Ruf eines der ältesten aktiven Entertainer der Welt einbrachte. Mit 1996 bis 2001 spielt er in dem für ihn geschriebenen Theaterstück „Ein gesegnetes Alter“, was ihm 1997 einen Eintrag ins „Guinness-Buch der Rekorde“ einbringt – als weltweit ältester Schauspieler, der über zweihundertfünfzig Mal en suite in der Hauptrolle eines Drei-Stunden-Stücks auf der Bühne steht.
2004 tritt Johannes Heesters in Köln im „Jedermann“ auf. 2005 geht er mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg auf Tournee durch mehrere deutsche Städte. Kurz vor seinem hundertundzweiten Geburtstag ist er Stargast bei einer Feierveranstaltung zum hundertvierzigjährigen Bestehen des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München. Bei der Gala der „Elblandfestspiele Wittenberge“ wird ihm der Titel „Kammersänger“ verliehen und 2006 findet die erste Ausstellung über ihn in der Berliner Akademie der Künste statt. 2010 steht er in Rolf Hochhuths „Inselkomödie“ auf der Bühne des Berliner Theaters am Schiffbauerdamm und 2011 wirkt er im Kurzfilm „Ten“ mit.
Wichtigste Fakten über Johannes Heesters
- Geburtsdatum: 5. Dezember 1903, in Amersfoort, Niederlande.
- Hauptberuf: Schauspieler und Sänger, bekannt für seinen Einfluss im deutschen Showbusiness während und nach der Nazi-Ära.
- Längste Rollenverkörperung: Graf Danilo in „Die lustige Witwe“, über 35 Jahre lang.
- Karriere: Überspannte mehr als 90 Jahre, inklusive bemerkenswerter Arbeiten in Film und Theater.
- Tod: Verstorben im Alter von 108 Jahren im Jahr 2011.
Video über/mit Johannes Heesters
Frühes Leben und künstlerische Ausbildung
Johannes Heesters wurde am 5. Dezember 1903 in der niederländischen Stadt Amersfoort geboren. Er war der jüngste von vier Söhnen einer wohlhabenden Händlerfamilie, die durch seinen Vater, Jacobus Heesters, und seine Mutter Gertruida begründet wurde. Als Kind zeigte er früh Interesse an Musik und Theater, was ihn später dazu veranlasste, den zunächst angedachten kirchlichen Weg zugunsten der Kunst aufzugeben.
Nach einer kaufmännischen Lehre, die ihm den Übergang in die Schauspielerei erleichtern sollte, entschloss sich Heesters, mit 16 Jahren zu einer Ausbildung in Gesang und Schauspiel an verschiedenen Institutionen in Amsterdam. Diese Entscheidung erforderte finanzielle Abstriche, und so arbeitete Heesters teilweise in einer Süßwarenfabrik sowie als Bankangestellter, um seinen Weg zur Bühne zu finanzieren.
Bereits im Alter von 17 Jahren stand Johannes Heesters erstmals in Amsterdam auf der Bühne. Seine jugendliche Energie und sein Talent eröffneten ihm bald darauf Engagements in anderen niederländischen Städten wie Den Haag, Brüssel und Rotterdam. Dort konnte er mit gefeierten Darbietungen in großen Theaterklassikern das Publikum begeistern. Sehr früh in seiner Karriere, 1923, übernahm er eine Gesangsrolle in Strindbergs „Traumspiel“, was ihm Anerkennung als aufstrebender Künstler in der europäischen Theaterwelt einbrachte.
Karriere und beruflicher Werdegang
Johannes Heesters begann seine Karriere in den frühen 1920er Jahren auf den niederländischen Bühnen, und seine beeindruckende Darbietung öffnete ihm schnell Türen zu größeren Engagements in ganz Europa. Einer seiner ersten großen Schritte in die internationale Szene war 1934 in Wien, wo er in Produktionen an der Volksoper auftrat.
1936 wurde er von der UFA, der führenden Filmproduktionsfirma in Deutschland, engagiert. Dieses Engagement leitete seine Karriere in Deutschland ein, wo er in zahlreichen Operettenverfilmungen und Musikfilmen Hauptrollen spielte. Seine berühmtesten Rollen während seiner Zeit in Nazi-Deutschland waren in Filmen wie „Der Bettelstudent“, „Das Hofkonzert“ und „Die Leuchter des Kaisers“. Mit seiner Darstellung des Grafen Danilo in „Die lustige Witwe“ ab 1938 erlangte er ikonischen Status, und diese Rolle verkörperte er über 35 Jahre lang.
- 1923: Theaterdebüt in Strindbergs „Traumspiel“
- 1934: Volksoper-Produktion in Wien
- 1936: Engagement durch die UFA in Berlin
- 1938: Erste Darbietung als Graf Danilo in „Die lustige Witwe“
- Nachkriegszeit: Fortsetzung der Karriere mit Film- und TV-Projekten wie „Leckerbissen“ (1948)
Seine Popularität als Performer brachte ihm auch zahlreiche Auszeichnungen ein, darunter neun Bambi-Preise und den Bayerischen Verdienstorden. Nach dem Krieg setzte Heesters seine Arbeit fort und konnte in Westdeutschland eine erfolgreiche Karriere im Radio, Fernsehen und auf der Theaterbühne entwickeln. Produktionen wie „Im weißen Rössl“ und „Die Czardasfürstin“ aus den 1950er Jahren zeigen, wie seine Filme Publikumsmagneten blieben. Auch in Hollywood hatte er einen kurzen Auftritt, nachdem er 1953 von Otto Preminger für den Film „Die Jungfrau auf dem Dach“ engagiert wurde.
Bis in die 1960er und 1970er Jahre blieb Heesters ein gefragter Darsteller in Fernsehfilmen und Theaterstücken. Er hielt es für seine Pflicht, die Menschen durch Unterhaltung zusammenzubringen und ihnen Freude zu bereiten. Seine unglaubliche berufliche Lebensdauer wurde 1997 mit einem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde gefeiert, als er als ältester Schauspieler mehr als 250 Mal in der Hauptrolle eines drei Stunden langen Stückes auftrat.
Persönliches Leben und Beziehungen
Johannes Heesters war auch in seinem persönlichen Leben eine faszinierende Persönlichkeit, insbesondere aufgrund seiner langjährigen Verbindungen innerhalb der Theater- und Filmwelt. 1930 heiratete er die belgische Schauspielerin Louise Ghijs, mit der er bis zu ihrem Tod im Jahr 1985 verheiratet blieb. Aus dieser langen und stabilen Ehe gingen zwei Töchter hervor: Wiesje Herold-Heesters und Nicole Heesters, die wie ihr Vater eine erfolgreiche Schauspielkarriere verfolgte.
Später im Leben, im Jahr 1992, fand Heesters erneut das Eheglück mit der deutschen Schauspielerin Simone Rethel. Diese zweite Ehe hielt bis zu seinem Tod, wobei Rethel oft an seiner Seite zu sehen war und seinen künstlerischen Weg unterstützte. Heesters pflegte stets, sich aus politischen Kontroversen herauszuhalten. Obwohl sein Engagement im Nazi-Deutschland ihm den Vorwurf einbrachte, sich als „Mitläufer“ aus Karrieregründen betätigt zu haben, blieb seine persönliche Haltung zu politischen Ideologien neutral. Seine häufige Selbstdarstellung als unpolitischer Künstler ist ein Thema, das viele seiner Kritiker beschäftigte.
Trotz der Herausforderungen und Vorwürfe eines Mitläufers blieb sein beruflicher Fokus stets auf der Unterhaltung. In seinen letzten Jahren betonte Heesters oft, die Wichtigkeit, mit seiner Lebensführung zufrieden zu sein, trotz der historischen Herausforderungen, denen er gegenüberstand. Seine Ausstrahlung und sein Charme blieben bis zu seinem hohen Alter ungebrochen, oft trat er trotz seines fortschreitenden Sehverlusts würdevoll und elegant auf der Bühne auf.
Vermächtnis und kultureller Einfluss
Johannes Heesters hat ohne Zweifel einen tiefen Abdruck in der deutschen und europäischen Kulturlandschaft hinterlassen. Seine fast bespiellose Karriere, die fast ein Jahrhundert umspannte, ist ein Zeugnis für seine außergewöhnliche Langlebigkeit und Stellung als Künstler. Seine Arbeit überwand politische und gesellschaftliche Umbrüche. Sein Vermächtnis als Meister der leichten Unterhaltung bleibt unvergessen. Heesters‘ bemerkenswerte Hingabe und Leidenschaft wurden zu einem Symbol für Beständigkeit und verpflichteten sogar in den kontroversesten Zeiten einen breiten Zuspruch. Sein Einfluss ermutigte viele nachfolgende Generationen von Künstlern, die Potentiale der darstellenden Kunst in lebensverändernder Weise zu erkunden. Als einer der weltältesten, noch aktiven Schauspieler und Sänger zeigte er, dass Alter der künstlerischen Kreativität keine Grenzen setzt.
Selbst nach seinem Tod inspiriert Johannes Heesters durch seine Aufzeichnungen und Auftritte noch immer viele Menschen – er demonstrierte, dass unaufhörliche Hingabe und Freude am Handwerk grundlegend sind, um einen durchschlagenden kulturellen Einfluss zu hinterlassen.
Kuriositäten und bemerkenswerte Anekdoten
Im Laufe seiner bemerkenswerten Karriere sammelte Johannes Heesters viele unvergessliche Geschichten und hinterließ ebenso zahlreiche kuriose Fakten, die seine Biografie bereichern. Eine interessante Anekdote betrifft seinen visuellen Bühnenstil. In Operetten ließ er weibliche Co-Stars Absätze von bis zu neun Zentimetern tragen, um seine eigene Größe von 1,75 Metern zu übertreffen, was seinen Aufführungen eine unverkennbare visuelle Dynamik verlieh.
Johannes Heesters, obwohl umstritten durch seine Auftritte im Dritten Reich, galt als einer der ältesten und aktivsten Entertainer bis zu seinem Tod im Alter von 108 Jahren.
Ein anderer Aspekt, der Heesters‘ Ruhm unterstreicht, ist seine Behauptung, das Konzentrationslager Dachau nie besucht zu haben, obwohl dies von einem Journalisten behauptet wurde. Seine rechtlichen Versuche, diese Anschuldigungen aus der Welt zu schaffen, sorgten für einiges Aufsehen. Trotz seiner Blindheit in den späten Jahren setzte Johannes Heesters seine Bühnenkarriere entschlossen fort und blieb eine charismatische und bewunderte Figur des Theaters. Er inspirierte zahlreiche Künstler durch sein Beispiel, wie unbändige Leidenschaft alle Hindernisse überwindet und Kunst und Unterhaltung Gesellschaften bereichern können.
Quellen
- Los Angeles Times: „Johannes Heesters dies at 108; Dutch-born entertainer performed in Adolf Hitler’s Germany“
- Deutsche Welle: „Hitler’s Chosen Artists Walked Fine Line Between Art and Politics“
- Deutsche Welle: „World’s oldest actor dies aged 108“
- The Independent: „Johannes Heesters: Actor dogged by his Nazi associations“
„`