Mit provokanten und vom Publikum häufig als geschmacklos und abstößig empfundenen Filmen bewegt sich John Waters jahrelang jenseits des Mainstreams – weil seine Werke die Grenzen des herkömmlichen Kinoverständnisses stets aufs Neue testen, gilt er als „Schwarzes Schaf“ unter den Filmregisseuren. Seine frühen Werke wie „Pink Flamingos“ und „Female Trouble“ werden heute als Kultstreifen gefeiert.
John Waters ist eine herausragende Persönlichkeit der amerikanischen Popkultur, bekannt für seinen unverwechselbaren und provokanten Stil. Als Filmemacher, Schriftsteller, Schauspieler und bildender Künstler hat er in unterschiedlichen kreativen Bereichen Außergewöhnliches geleistet. Er wird am 22. April 1946 in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland geboren – seine Heimatstadt Baltimore bezeichnet der Regisseur einst als die schlampigste Stadt der Erde, als „Trashtown, USA“. Er wächst in einer mittelständischen und katholischen Familie auf und erhält zu seinem siebzehnten Geburtstag eine Acht-Millimeterkamera. Davon inspiriert beginnt er mit einigen Freunden Filme zu drehen – darunter ist auch Harris Millstead, besser bekannt als Divine. John Waters zeigt schon früh ein Talent zur Selbstvermarktung – er führt seine Produktionen einem Untergrundpublikum in gemieteten Gemeindesälen vor, die Promotion dazu läuft mündlich oder mittels Flyern ab, die auf den Straßen verteilt werden.
Waters erregte in den 1970er Jahren Aufmerksamkeit mit seinen transgressiven Kultfilmen wie „Pink Flamingos“ und „Multiple Maniacs“ und polarisiert seither mit seinem Engagement für das Außergewöhnliche und Subversive. Seine Arbeiten sind geprägt von einem bissigen Humor, der gesellschaftliche Normen in Frage stellt. Besonders bekannt wurde er durch seine Zusammenarbeit mit der legendären Drag Queen Divine, die in vielen seiner Filme als Hauptdarstellerin auftrat.
Zwanzig Jahre lang bewegt sich John Waters jenseits des Mainstreams. Seine bekanntesten Filme heißen „Mondo Trasho“ (1969), „Multiple Maniacs“ (1970), „Female Trouble“, „Pink Flamingos“ (1972) – diesen bezeichnet der Regisseur als eine „Übung in schlechtem Geschmack“, der Film enthält die anrüchige Szene, in der der Hauptdarsteller Divine Hundekot ist – und „Polyester“ (1981). In der Subkultur avanciert John Waters schnell zum Kultstar, weil er mit den heiligen Werten der amerikanischen Kleinbürgerwelt gnadenlos aufräumt.
In den folgenden Jahren werden seine Filme mehr und mehr vom Mainstream akzeptiert – die Teenagerklamotte „Hairspray“ (1988) mit Divine, Debbie Harry und Ricki Lake in den Hauptrollen wird als Broadway-Musical umgesetzt und 2003 mit dem „Tony-Award“ ausgezeichnet. Sein Stil und Partner, darunter Divine und Ricki Lake, blieben zentrale Figuren seines Schaffens. Der Durchbruch zum kommerziellen Erfolg kam mit „Hairspray“, einem Film, der deutlich zugänglicher war als seine vorherigen Werke. Diese Geschichte über eine übergewichtige Teenagerin, die im Baltimore der 1960er Jahre berühmt wird, wurde zu einem Broadway-Hit und später in einen erfolgreichen Kinofilm umgewandelt. Waters‘ Filme wie „Cry-Baby“ (1990) und „Serial Mom“ (1994) haben ebenfalls seine Stellung als Kultregisseur gefestigt.
Wichtigste Fakten über John Waters
- John Waters ist ein vielseitiger Künstler, der als Filmemacher, Autor, Schauspieler und Künstler tätig ist.
- Mit Kultfilmen wie „Pink Flamingos“ erlangte er in den 1970er Jahren Kultstatus.
- „Hairspray“ war Waters‘ Durchbruch in den Mainstream und wurde später als Broadway-Musical adaptiert.
- Waters ist bekannt für seinen satirischen Humor und seine Fähigkeit, gesellschaftliche Normen herauszufordern.
- Sein Werk hat großen Einfluss auf die LGBTQ+-Kultur und die zeitgenössische Kunstszene.
Video über/mit John Waters
Die Anfänge und Bildung
John Waters wurde am 22. April 1946 in Baltimore, Maryland, geboren. Er wuchs in einer katholischen, mittelständischen Familie auf. Von klein auf zeigte er Interesse an Filmen und dem Unkonventionellen. Schon früh entwickelte er eine Faszination für Puppentheater, insbesondere für gewalttätige Variationen von „Punch and Judy“. Diese Interessen prägten seine spätere filmische Laufbahn. Sein Bildungshintergrund ist ebenso vielfältig: Er besuchte verschiedene Schulen, darunter die Towson Jr. High School und das Boys‘ Latin School of Maryland. Schon während seiner Schulzeit experimentierte er mit Film und Kunst. Zu seinem 17. Geburtstag erhielt er eine Acht-Millimeterkamera, die seine ersten Schritte zum Filmemachen initiierte. Zusammen mit seinen Freunden begann er, Underground-Filme zu drehen und diese in gemieteten Gemeinderäumen einem kleinen Publikum vorzuführen.
In der Umgebung von Baltimore war Waters bereits in jungen Jahren in die lokale Beatnik-Kultur integriert, was seine kreative Perspektive erweiterte. Bekannt für seinen bizarren und avantgardistischen Stil, stellte er im Autokino durch den Einfluss von Trash-Filmen seine eigene visuelle und narrative Ästhetik auf. Diese Prägung war entscheidend für seine Entwicklung zu einem pionierhaften Filmemacher, der die Konventionen der damaligen Filmindustrie in Frage stellte und einen neuen Weg im unabhängigen Kino ebnete.
Karriere und Erfolg
John Waters begann seine Karriere in den späten 1960er Jahren mit einer Reihe von Low-Budget-Filmen, die schnell Kultstatus erlangten. Seine ersten Werke, darunter „Mondo Trasho“ (1969) und „Multiple Maniacs“ (1970), zeigten bereits seine Vorliebe für extravagante und politisch inkorrekte Inhalte. Diese Filme brachten ihm zwar kein Mainstream-Publikum, aber sie zementierten seinen Ruf als einer der provokantesten Regisseure seiner Zeit.
- Mondo Trasho (1969)
- Multiple Maniacs (1970)
- Pink Flamingos (1972)
- Polyester (1981)
- Hairspray (1988)
- Cry-Baby (1990)
- Serial Mom (1994)
- Pecker (1998)
- Cecil B. Demented (2000)
- A Dirty Shame (2009)
Waters‘ späteres Werk umfasst Filme wie „Cry-Baby“, eine Teenagerkomödie mit Johnny Depp, die Waters’ Stellung als Kultregisseur festigte, und „Serial Mom“, eine satirische Komödie mit Kathleen Turner. Seine Werke, oft inzwischen als Mainstream anerkannt, bewahrten dennoch ihre rebellischen und subversiven Untertöne. 2015 erhielt John Waters eine Grammy-Nominierung für die gesprochene Version von „Carsick“, was seinen Einfluss über die Filmwelt hinaus festigt.
Waters lehrt einige Jahre als Professor für Film, Kino und Sub-Kultur an der European Graduate School im schweizerischen Saas-Fee und betätigt sich seit den neunziger Jahren auch als Fotograf. 2004 stellt er im renommierten Fotomuseum in Winterthur seine Werke aus.
Persönliches Leben und Engagement
Im privaten Bereich behält John Waters einen Teil seiner kontroversen und offenen Persönlichkeit bei. Obwohl er nie verheiratet war und keine Kinder hat, etablierte er enge persönliche und berufliche Beziehungen, insbesondere zu seinen häufigen Mitarbeitern, den sogenannten Dreamlanders. Er setzt sich aktiv für die LGBTQ+-Community ein, was auch in seinen Filmen deutlich wird. Er hat sein Leben und Werk zur Plattform gemacht, um Toleranz und Akzeptanz durch seine narrative Kunst zu fördern, oft mit einem scharfsinnigen Sinn für Humor und satirischen Untertönen. Seine enge Freundschaft und Zusammenarbeit mit der Drag-Ikone Divine setzte ein Zeichen für Vielfalt in der Filmindustrie und trug dazu bei, queere Identitäten in den Mainstream zu bringen.
Sein soziales Engagement geht über den Film hinaus; er setzt sich öffentlich für die Gleichstellung und Rechte von LGBTQ+-Personen ein. Zudem hat er als Lehrer und Gastredner in verschiedenen Seminaren und Hochschulen weltweit gewirkt, wo er seine unkonventionelle Weisheit und Erfahrung an Studierende weitergegeben hat.
Vermächtnis und Einfluss
John Waters hat seine Marke hinterlassen und ist zu einer Ikone in verschiedenen kreativen Bereichen geworden. Seine Fähigkeit, tabuisierte Themen mit Humor und einem Augenzwinkern darzustellen, hat die moderne Film- und Kunstwelt nachhaltig geprägt. Er ist bekannt dafür, Grenzen zu überschreiten und das Publikum zum Nachdenken zu provozieren. Viele feiern Waters als Kultfigur und Ikone, die weiterhin Künstler, Filmemacher und Komiker weltweit inspiriert.
Waters inspirierte Generationen von Filmemachern, Künstlern und Schriftstellern, die von seiner unerschrockenen Art und seiner Bereitschaft, gegen den Strom zu schwimmen, beeindruckt waren. Regisseure wie Gregg Araki und Todd Solondz haben öffentlich Anerkennung für den Einfluss, den Waters auf ihre Arbeiten hatte, bekundet. Sein Werk hat nicht nur die Filmszene beeinflusst, sondern auch bedeutende kulturelle Akzente gesetzt, besonders innerhalb der LGBTQ+-Community.
Interessante Fakten über John Waters
John Waters ist bekannt für seine eigenwilligen und oft kontroversen Ansichten. In seiner Karriere gibt es zahlreiche Anekdoten und Kuriositäten, die ihn als faszinierende und schillernde Persönlichkeit beschreiben. Eine bemerkenswerte Tatsache ist, dass John Waters den Geruchsfilm „Odorama“ einführte, ein Verfahren, bei dem Zuschauer Gerüche während des Films erleben konnten. Dieses Experiment war ein Flop, ist aber heute Kult. Er ist auch für seine Rolle als „Papst des Trashs“ bekannt, die ihm von der New York Times verliehen wurde – ein Titel, den er in Interviews gerne humorvoll annimmt.
Waters hat die Fähigkeit Humor und Provokation so zu verschmelzen, dass er selbst in den ausgefallensten und subversivsten Handlungen einen gewissen Charme findet. Trotz seines provokanten Stils bleibt er eine Respektsperson, die es versteht, Kunst mit Pioniergeist zu schaffen.