„`html
Karlheinz Böhm, ein facettenreicher und beeindruckender Mensch, erlangte weltweit Anerkennung als charismatischer Schauspieler und engagierter Philanthrop. In der legendären „Sissi“-Trilogie erlangt er in der Rolle des Kaiser Franz Joseph in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts bundesweite Bekanntheit. In den siebziger Jahren folgt dann mit verstörenden Auftritten in den Filmen von Rainer Werner Fassbinder die Kehrtwendung zum Autorenfach – Karlheinz Böhm kennt keine Berührungsängste, er spielt in knapp fünfzig Kinofilmen mit, steht auf zahlreichen Theaterbühnen und macht sich durch sein vielfältiges humanitäres Engagement einen Namen.
Karlheinz Böhm wird am 16. März 1928 als einziges Kind der Sopranistin Thea Linhard und des Dirigenten Karl Böhm im hessischen Darmstadt geboren. Sein Vater ist geborener Grazer, seine Mutter Münchnerin. Seine Jugend verbringt er in Darmstadt, Dresden und Hamburg, wo er die Volksschule und das Kepler-Gymnasium besucht. Ein gefälschtes ärztliches Attest verhilft ihm 1939 zur Ausreise in die Schweiz, wo er das Lyceum Alpinum Zuoz besucht. Nach dem Ende des Krieges zieht er 1946 mit seinen Eltern nach Graz, wo er im selben Jahr die Matura ablegt.
Ursprünglich möchte Karlheinz Böhm Pianist werden, doch beim Vorspielen heißt es seiner Biografie zufolge: „…für den Sohn vom Böhm ist es ein bisschen dürftig“. Er studiert auf Drängen seines Vaters Anglistik und Germanistik und anschließend in Rom Kunstgeschichte. Doch schon bald bricht er sein Studium ab, um Schauspielunterricht zu nehmen.
An der Seite von Romy Schneider und deren Mutter Magda Schneider verkörpert Karlheinz Böhm in allen drei „Sissi“-Filmen (1955 bis 1957) den österreichischen Kaiser Franz Joseph – die Rolle macht ihn landesweit bekannt. Danach kann man ihn in zahlreichen weiteren sogenannten Heimatfilmen sehen – wie in „Das Schloß in Tirol“ (1957), in „Blaue Jungs“ (1957), in „Man müsste nochmal zwanzig sein“ (1958), neben Gustav Knuth in „Das Dreimäderlhaus“ (1958) und in „La Paloma“ (1959). Durch diese Auftritte wird er als Schauspieler auf ein Genre festgelegt – dem er in der Folge zu entfliehen sucht.
Karlheinz Böhms Karriere als Schauspieler wird 1960 durch seine Darstellung eines Serienmörders in Michael Powells „Peeping Tom“ (1960) jäh unterbrochen, da Kritik und Publikum den Film damals wegen seines beklemmenden Inhalts ablehnen – niemand in Deutschland will den schneidigen Kaiser aus „Sissi“ als „Peeping Tom“, als einen perversen Spanner und Frauenmörder sehen. Erst in den achtziger Jahren wird der Film neu bewertet – er gilt heute unter Cineasten als einer der besten dieses Genres. Seine Performance in „Peeping Tom“ gilt als revolutionär und ist heute ein Klassiker des Thrillergenres.
In den siebziger Jahren beginnt dann die Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder – die Rolle, die Karlheinz Böhm in dessen Psychothriller „Martha“ (1974) an der Seite von Margit Carstensen, Ortrud Beginnen und Ingrid Caven spielt, löst nicht viel Sympathie bei den Zuschauern aus, allerdings beherrscht er die Rolle des psychopathischen Sadisten meisterhaft. Danach folgen noch drei weitere Fassbinder-Produktionen – „Faustrecht der Freiheit“ (1975), „Effi Briest“ (1974) mit Hanna Schygulla und „Mutter Küsters Fahrt zum Himmel“ (1975). Beeinflusst von dem gesellschaftskritischen Impetus des Regisseurs beginnt Karlheinz Böhm, sich immer stärker für globale Probleme zu interessieren.
1976 wird Karlheinz Böhm zum ersten Mal mit der Armut in Afrika konfrontiert – eine der Ursachen dafür sieht der Schauspieler in der sozialen Benachteiligung der Frauen. 1981 gründet Karlheinz Böhm die Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“ – seitdem verbringt er viele Jahre mehrere Monate im Jahr in Äthiopien und besucht die einzelnen Projekte. Dieser Einsatz hat das Leben von Millionen in Äthiopien nachhaltig verändert.
Karlheinz Böhm wird für sein Wirken im deutschen Film und für sein humanitäres Engagement mit zahlreichen Preisen geehrt. 2008 erhält in Salzburg das Europagymnasium Salzburg-Nonntal anlässlich seines achtzigsten Geburtstages den Namenszusatz Karlheinz Böhm-Gymnasium. 2011 wird Karlheinz Böhms Wirken zudem mit dem „Karl-Platz“ und einer Skulptur im Diplomatenviertel in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba gewürdigt. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Balzan Preis und die Ehrenbürgerwürde von Äthiopien, für seine sozialen Verdienste.
Karlheinz Böhm ist viermal verheiratet – seine erste Ehe mit Elisabeth Zonewa hält von 1954 bis 1957, aus dieser Beziehung stammt eine Tochter. Danach ist er mit Gundula Blau verheiratet – aus dieser Beziehung stammen drei Kinder, unter anderem die Schauspielerin Kristina Böhm. Aus der dritten Ehe mit Barbara Lass geht eine Tochter, die Schauspielerin Katharina Böhm, hervor. Seit 1991 ist Karlheinz Böhm mit der aus Äthiopien stammenden Almaz Böhm verheiratet – das Paar hat zwei Kinder. Karlheinz Böhms ältester Enkel Florian Böhm ist ebenfalls Schauspieler.
Bis zu seinem Tod lebt Karlheinz Böhm abwechselnd in Äthiopien und in München. Er stirbt am 29. Mai 2014 im österreichischen Grödig.
Vermächtnis und Einfluss
Karlheinz Böhms Vermächtnis erstreckt sich weit über seine glanzvollen Tage im Rampenlicht hinaus. Sein nachhaltiger Einfluss zeigt sich vor allem in der langjährigen Arbeit seiner Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“. Durch die Gründung dieser Organisation widmete er sich der Hilfe für jene, die am meisten Unterstützung benötigten, und leistete einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität vieler Menschen in Äthiopien. Die Errichtung von Schulen, Wasserbrunnen und landwirtschaftlichen Projekten gehört zu seinen bedeutendsten Initiativen, die unzähligen Menschen Zugang zu Bildung, sauberem Wasser und damit bessere Lebensbedingungen verschafft haben.
Karlheinz Böhm hinterließ ein Erbe der Liebe zur Menschheit, das durch dauerhafte soziale Investitionen gekennzeichnet ist.
Wichtigste Fakten über Karlheinz Böhm
- Karlheinz Böhm war ein gefeierter Schauspieler, bekannt für seine Rolle als Kaiser Franz Joseph in der „Sissi“-Trilogie.
- Seine Performance in „Peeping Tom“ gilt als revolutionär und ist heute ein Klassiker des Thrillergenres.
- Er gründete die Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“, die nachhaltige Verbesserungen in Äthiopien bewirkt.
- Böhm beschritt den Weg vom gefeierten Schauspieler zum engagierten Philanthropen, ein seltener Übergang im Showbusiness.
- Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Balzan Preis und die Ehrenbürgerwürde von Äthiopien, für seine sozialen Verdienste.
Video über/mit Karlheinz Böhm
Frühere Jahre und Ausbildung
Karlheinz Böhm wurde am 16. März 1928 in Darmstadt, Deutschland, geboren. Er war das einzige Kind des bekannten Grazer Dirigenten Karl Böhm und der Münchner Sopranistin Thea Linhard, wodurch er von klein auf in eine künstlerisch geprägte Familie hineingeboren wurde. Seine frühe Kindheit verbrachte er in verschiedenen Städten Deutschlands, darunter Darmstadt, Dresden und Hamburg. Der Umzug in die Schweiz erfolgte 1939, wo Karlheinz das Lyceum Alpinum Zuoz besuchte. Diese Erfahrung ermöglichte ihm eine Bildung in einem international geprägten Umfeld und bereitete ihn auf eine weltoffene Sichtweise vor.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er mit seiner Familie nach Graz zurück. Dort legte er 1946 seine Matura ab. Seine ursprüngliche Ambition war es, Pianist zu werden, aber das Vorspielen fiel enttäuschend aus und führte dazu, dass er stattdessen auf Drängen seines Vaters Anglistik und Germanistik studierte. Doch Böhm fand bald seine wahre Berufung in der Schauspielerei. Dieser Wechsel zu einem solch künstlerischen Ausdruck kann als Vorläufer seiner späteren sensiblen Darstellungen und Rollen gesehen werden.
Er zog nach Wien und begann seine Schauspielkarriere am Burgtheater, während er gleichzeitig als Regieassistent bei Karl Hartl arbeitete. Diese Zeit bereitete ihn intensiv auf die Welt der Bühne und des Films vor, was sich in seiner herausragenden Fähigkeit zeigte, komplexe und emotionale Rollen zu verkörpern.
Karriere
Karlheinz Böhm begann seine Schauspielkarriere in den späten 1940er Jahren in Wien, wo er am Burgtheater und am Theater in der Josefstadt erste Erfolge feierte. Dort konnte er seine Fähigkeiten in einer Vielzahl von Rollen unter Beweis stellen. 1948 debütierte er in dem Film „The Angel with the Trumpet“, was ihm den Einstieg in die Filmindustrie erleichterte. Die frühen Jahre seiner Filmkarriere waren geprägt von Arbeiten in österreichischen Heimatfilmen.
Sein internationaler Durchbruch erfolgte mit der Hauptrolle in der „Sissi“-Trilogie, in der er an der Seite von Romy und Magda Schneider Kaiser Franz Joseph spielte. Diese Filme machten ihn in ganz Europa und darüber hinaus berühmt. Zu seinen weiteren bemerkenswerten Filmwerken der späten 1950er Jahre gehören „Das Schloss in Tirol“ (1957) und „La Paloma“ (1959). Nichtsdestotrotz suchte Böhm nach mehr als nur Popularität; er wollte eine breite Palette von Charakteren darstellen und seinen Horizont erweitern.
Böhms Karriere nahm eine unerwartete Wendung mit seiner Rolle in Michael Powells Thriller „Peeping Tom“ (1960). Obwohl der Film zunächst auf starken Widerstand stieß, erlangte er später Kultstatus und wird heute als Meilenstein des psychologischen Thrillergenres angesehen.
- In den 1970er Jahren begann Böhms Zusammenarbeit mit dem renommierten Regisseur Rainer Werner Fassbinder, in Filmen wie „Martha“ (1974) und „Effi Briest“ (1974).
- Diese Rollen festigten seinen Ruf als versierter Schauspieler, der sowohl in kommerziellen als auch künstlerisch anspruchsvollen Produktionen überzeugen konnte.
Karlheinz Böhm erhielt im Laufe seiner Karriere zahlreiche Auszeichnungen, die sowohl seine künstlerischen als auch humanitären Beiträge würdigten. Neben der Berufung zum Kommandeur des Ordens des Lächelns wurde ihm unter anderem der Balzan Preis verliehen.
Trotz seiner Erfolge in der Film- und Theaterwelt wandte sich Böhm in den 1980er Jahren verstärkt seiner philanthropischen Arbeit zu, was durch seine Reisen nach Afrika und sein tiefes Interesse an globalen sozialen Fragen geprägt war.
Persönliches Leben
Karlheinz Böhm ist viermal verheiratet – seine erste Ehe mit Elisabeth Zonewa hält von 1954 bis 1957, aus dieser Beziehung stammt eine Tochter. Danach ist er mit Gundula Blau verheiratet – aus dieser Beziehung stammen drei Kinder, unter anderem die Schauspielerin Kristina Böhm. Aus der dritten Ehe mit Barbara Lass geht eine Tochter, die Schauspielerin Katharina Böhm, hervor. Seit 1991 ist Karlheinz Böhm mit der aus Äthiopien stammenden Almaz Böhm verheiratet – das Paar hat zwei Kinder. Karlheinz Böhms ältester Enkel Florian Böhm ist ebenfalls Schauspieler.
Bis zu seinem Tod lebt Karlheinz Böhm abwechselnd in Äthiopien und in München. Karlheinz Böhm stirbt am 29. Mai 2014 im österreichischen Grödig.
Interessante Fakten
Karlheinz Böhm war eine faszinierende Persönlichkeit, die sich durch zahlreiche unerwartete Facetten auszeichnete. Eine der weniger bekannten Tatsachen über ihn ist seine musikalische Ambition zu Beginn seiner Karriere. Er wollte ursprünglich Pianist werden, änderte jedoch seinen Kurs, nachdem seine künstlerischen Fähigkeiten bei einem Vorspiel als unzureichend angesehen wurden.
Auch seine kritische Rolle in „Peeping Tom“ widerspricht der öffentlichen Erwartung und war seinerzeit umstritten. Der Film erlebte jedoch in den 1980er Jahren eine Neubewertung und hat heute Kultstatus erreicht.
Böhm war viermal verheiratet und hatte sechs Kinder, darunter die Schauspielerinnen Kristina und Katharina Böhm. Seine letzten Jahre verbrachte er teilweise in Äthiopien, wo er weiterhin die Projekte seiner Stiftung überwachte, und in München, wo er abwechselnd lebte.
Zu seinen Lebzeiten wurde Karlheinz Böhm vielfach geehrt und hinterließ ein inspirierendes Erbe, das sowohl die Kunst als auch die Menschlichkeit feiert. Seine Lebensgeschichte zeigt, dass wahre Größe oft in der Bereitschaft liegt, das Schicksal anderer mitzugestalten und ihnen zu helfen.
Quellen
- Cinema Austriaco: „Karlheinz Böhm – Emperor with a heart of gold“
- Rotten Tomatoes: „Karlheinz Böhm“
- The Independent: „Karlheinz Böhm: Actor best known as the voyeuristic killer Mark Lewis“
- Certification Answers
- Wikipedia: „Karlheinz Böhm“
„`