Als Fotomodell, Schauspielerin und Sängerin von „The Velvet Underground“ avanciert Nico zur Pop-Ikone der sechziger Jahre und verdreht den begehrtesten Männern reihenweise den Kopf – ihre Solo-Alben mit experimentellen Klängen und nihilistischer Grundstimmung bringen ihr Anerkennung in der Kunstszene und inspirieren zahlreiche andere Musiker. Ihr Beitrag zur Kunst, als Model, Schauspielerin und Musikerin, hat ihr den Status einer Kultikone verschafft. Bekannt wurde sie als Sängerin der legendären Band „The Velvet Underground“, deren düstere und avantgardistische Musik das Gesicht der 1960er von Grund auf veränderte.
Nico kommt am 16. Oktober 1938 als Christa Päffgen in Köln zur Welt – vor den Bombenangriffen auf ihre Heimatstadt flieht sie mit ihrer Mutter ins brandenburgische Lübbenau im Spreewald, wo ihr Onkel als Bahnhofsvorsteher arbeitet und wo sie aufwächst. Ihre Mutter arbeitet im nahen Berlin als Schneiderin, ihr Vater fällt im Krieg. Christa Päffgen, der künftige Star, wurde am 16. Oktober 1938 in Köln geboren. Ihre Kindheit wurde von den Wirren des Zweiten Weltkriegs geprägt. Ihr Vater fiel im Krieg, während ihre Mutter als Schneiderin in Berlin arbeitete, ein Umstand, der zu einem großen Maß an Selbstständigkeit führte.
Bereits mit sechzehn Jahren wird Nico als Fotomodell entdeckt, das bald für die Vogue und für Coco Chanel arbeitet und auch eine kleine Rolle in Federico Fellinis „La Dolce Vita“ (1960) spielt. Zu diesem Zeitpunkt lebt sie in Paris und hat eine Beziehung zum Filmemacher Nico Papatakis, dessen Vornamen sie übernimmt. 1962 kommt ihr Sohn Christian Aaron auf die Welt – der Vater ist Alain Delon, der die Vaterschaft jedoch bis heute abstreitet. Nico ist mit der Erziehung ihres Sohnes überfordert und das Kind wächst bei Alain Delons Mutter Edith Boulogne in der Nähe von Paris auf. Ihre ersten Erfahrungen mit dem Showbusiness prägten ihren weiteren Lebensweg und öffneten ihr die Tür zur Modehauptstadt Paris.
Nach ihren ersten Filmerfahrungen geht Nico nach London, wo sie eine Affäre mit dem Stones-Musiker Brian Jones hat, und danach nach New York, um an der Schauspielschule von Lee Strasberg ernsthaft Schauspielerei zu lernen. Dort trifft sie auf zahlreiche Musiker und Produzenten jener Zeit – wie Bob Dylan, Brian Jones und Jimmy Page. Auch lernt sie Andy Warhol kennen, der sie fortan fördert und ihre erste Single „I’m Not Sayin“ produziert, auch spielt sie in Andy Warhols Film „The Chelsea Girls“ mit. 1966 macht der Avantgarde-Künstler sie mit der Rockband „The Velvet Underground“ bekannt – die kühle Blonde mit der dunklen Stimme passt hervorragend zu den düsteren Existentialisten um Lou Reed und John Cale. Nico geht mit Lou Reed eine kurze Beziehung ein, er schreibt für sie die Lieder „All Tomorrow’s Parties“, „Femme Fatale“ und „I’ll Be Your Mirror“.
1967 nimmt Nico in New York ihr erstes Solo-Album „Chelsea Girl“ auf, auf dem sie Songs von Bob Dylan, Tim Hardin, Lou Reed, Jackson Browne und John Cale interpretiert. 1968 entsteht in Los Angeles das im darauf folgenden Jahr veröffentlichte Album „The Marble Index“ – Nico hat mittlerweile ein Verhältnis mit dem „Doors“-Frontmann Jim Morrison, der sie beim Songschreiben unterstützt. Auf Nicos Alben wirken diverse Gastmusiker mit, wie Brian Eno oder Phil Manzanera von Roxy Music. Die Zusammenarbeit mit Andy Warhol und die Bekanntschaft mit ikonischen Persönlichkeiten wie Bob Dylan und Jim Morrison prägten ihre kreative Entwicklung. 1974 erscheint das Album „The End…“, welches von der Plattenfirma mit dem Spruch „Warum Selbstmord begehen, wenn Sie diese Platte kaufen können?“ beworben wird. Mit Produzent John Cale und der Beteiligung Brian Enos trifft Nico damit den Nerv der Zeit: Siouxsie Sioux („Siouxsie and the Banshees“), Ian Curtis („Joy Division“), Ian Astbury („The Southern Death Cult“) und Peter Murphy („Bauhaus“) heben den Einfluss der Sängerin auf die spätere Dark Wave- und Gothic-Bewegung hervor. 1981 nimmt Nico „Drama Of Exile“ auf – nach dem Verschwinden der Original-Bänder wird das Album später ein zweites Mal in etwas veränderter Besetzung aufgenommen – 1985 veröffflicht die Sängerin ihr letztes Studioalbum „Camera Obscura“.
- Nico erhielt während ihrer Karriere zahlreiche Anerkennungen, doch sie war stets ein Außenseiter in der Mainstreamkultur.
- Ihre eigenwillige Musik und ihr extravagant-experimentelles Image beeinflussten viele Künstler, darunter David Bowie und Siouxsie Sioux.
Nico ist jahrelang heroinabhängig und entwickelt sie sich im Laufe der Jahre in ein ausgezehrtes Wrack, das seine Tage in abgedunkelten Hotelzimmern verbringt – erst Ende der achtziger Jahre ist sie nach einer Methadon-Therapie drogenfrei. Trotz aller Herausforderungen zeugte ihr persönliches Leben von einem ständig inneren Kampf zwischen Selbstzerstörung und künstlerischem Schaffensdrang.
Nico stirbt am 18. Juli 1988 im Alter von neunundvierzig Jahren auf der spanischen Ferieninsel Ibiza nach einem Fahrradunfall an den Folgen einer Hirnblutung.
Das Kölner Museum für Angewandte Kunst widmet Nico zu ihrem siebzigsten Geburtstag 2008 eine multimediale Schau, die Mode, Film und Musik der Künstlerin zeigt.
Wichtigste Fakten über Nico
- Geboren als Christa Päffgen am 16. Oktober 1938 in Köln, Deutschland.
- Berühmtheit durch ihre Zusammenarbeit mit „The Velvet Underground“ und Andy Warhol.
- Soloalben wie „The Marble Index“ trugen zur Entstehung des Goth-Rock bei.
- Bekanntschaften und Beziehungen zu ikonischen Persönlichkeiten wie Bob Dylan und Jim Morrison.
- Ihr tragisches Ende auf Ibiza 1988 nach einem Fahrradunfall.
Video über/mit Nico
Vermächtnis und Einfluss: Die nachhaltige Wirkung von Nico
Nicos Beitrag zur Kulturlandschaft ist prägend und weitreichend. Sie hinterließ ein beeindruckendes Vermächtnis, das neue künstlerische Generationen inspiriert. Als Muse für einige der größten Künstler des 20. Jahrhunderts beeinflusste sie die Bereiche Musik, Mode und Kunst gleichermaßen. Die Mitarbeit an „The Velvet Underground & Nico“ gilt als einer der Grundpfeiler der modernen alternativen Musik. Ihr besonderer Stil und ihre tiefgründige Stimme inspirierten unzählige Künstlergenerationen. Vielen Musikern und Bands diente sie als Vorbild, insbesondere in den Genres Dark Wave und Goth-Rock.
Bis heute gelten ihre Alben als Meilensteine des experimentellen Sounds, bekannt für ihre melancholische und teils dystopische Atmosphäre. Ihre Fähigkeit, eigene künstlerische Herausforderungen zu überwinden und kontinuierlich neue Wege zu bestreiten, beweist Nicos Zielstrebigkeit, traditionelle Erwartungen zu erfüllen. Sie hinterließ ein Vermächtnis, das noch lange nach ihrem Tod weiterlebt und kreative Geister inspiriert.
Nico war eine der ersten Künstlerinnen, die hemmungslos in ihren Alben persönliche Dunkelheit und Existenzthemen erforschte, lange bevor es gesellschaftlich akzeptiert war.
Interessante Fakten: Die versteckten Facetten von Nico
Trotz ihres Ruhms gibt es viele interessante Facetten in Nicos Leben, die weniger bekannt sind. Eine ihrer überraschendsten Geschichten ist ihre Flucht vor den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg – eine Erfahrung, die Nicos gesamte kreative Arbeit unauslöschlich prägte. Ihre Musik, oft melancholisch und introspektiv, kann als Rückschau dieser frühen Traumata betrachtet werden.
Eine weniger bekannte Tatsache ist Nicos einzigartiger Einsatz des Harmoniums in ihrer Musik, was ihren Stücken einen eigenartigen Klang verlieh und einen wesentlichen Beitrag zu ihrem unverwechselbaren Stil leistete.
Während ihrer Zusammenarbeit mit Andy Warhols Factory war Nico nicht nur Muse, sondern auch ein aktives Mitglied einer der folgenreichsten künstlerischen Bewegungen jener Zeit. Ihre kühle Distanz und ihre widersprüchliche Mischung aus Glamour und düsterer Ernsthaftigkeit fesselten nicht nur die New Yorker Kunstwelt, sondern inspirierten auch eine Generation von Avantgarde-Künstlern.
Ein weiteres faszinierendes Element in ihrem Leben war ihre Fähigkeit, in mehreren Sprachen zu arbeiten – eine Fähigkeit, die ihr half, Brücken zwischen verschiedenen kulturellen Szenen zu schlagen und ihre internationale Fangemeinde auszubauen.