Romy Haag: Eine ikonische Galionsfigur der Berliner Kulturszene und LGBTQ+ Community
Die bekannteste Transsexuelle Deutschlands ist Diva, Legende und Glitzergöttin und der Inbegriff von Glamour und Verruchtheit – Romy Haag revolutioniert in den siebziger Jahren das Berliner Nachtleben, sie spielt in etlichen Filmen mit, nimmt mehrere Platten auf, tritt in Fernseh-Shows auf und gilt heute als eine der letzten Legenden des alten West-Berlins.
Romy Haag, geboren am 1. Januar 1948 in Scheveningen, Niederlande, als Edouard Frans Verba, ist eine außergewöhnliche Figur der internationalen Unterhaltungswelt. Sie ist bekannt als Sängerin, Tänzerin, Schauspielerin und nicht zuletzt als eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Berliner Nachtlebenszene. In den 1970er Jahren kam sie nach Berlin und eröffnete das legendäre „Chez Romy Haag“, einen Nachtclub, der schnell zur Drehscheibe für Prominente und Künstler aus aller Welt wurde. Stars wie David Bowie, mit dem Haag eine romantische Beziehung pflegte, Tina Turner und Freddie Mercury frequentierten den Club, machten ihn zum Hotspot der Avantgarde und der aufstrebenden Kunstszene.
Romy Haag wird als Kind einer Verkäuferin und eines Plakatmalers in einer Zeit geboren, in der traditionelle Rollenbilder stark verankert waren. Schon unmittelbar nach der Geburt – bei der sie zunächst dem männlichen Geschlecht zugeordnet wird – gibt es Überlegungen, sie operieren zu lassen. Bereits als kleines Kind hat sie Brüste, wird als Außenseiterin gehänselt und unzähligen medizinischen Untersuchungen unterzogen. Da ihre Eltern der Situation nicht gewachsen sind, zieht sie mit dreizehn Jahren von zu Hause aus und beginnt in der Welt des Varieté und des Zirkus zu arbeiten. Im traditionsreichen Circus Strassburger führt Romy Haag zunächst als Clown durch die Kindermatineen, danach zieht sie mit einem Trapezkünstler nach Paris, wo sie im bekannten Pariser Nachtclub Alcazar als Schönheitstänzerin debütiert.
Von Paris aus zieht Romy Haag nach New York, wo sie ihre erste große Liebe – einen Berliner Straßenmusiker – kennenlernt und mit ihm nach Berlin geht. Da es im durchaus belebten Nachtleben der damals geteilten Stadt kein Cabaret gibt, das ihr gerecht wird, eröffnet sie 1974 im Berliner Stadtteil Schöneberg das „Chez Romy Haag“, mit dem sie das Nachtclubleben der siebziger Jahre revolutioniert. Erst ist der Club ein Geheimtip, doch schon bald reicht seine Bekanntheit weit über die Stadtgrenzen hinaus – Stars wie Bryan Ferry, Mick Jagger und Lou Reed geben sich hier die Klinke in die Hand. Mit David Bowie geht Romy Haag 1976 eine Beziehung ein – ihretwegen zieht der britische Sänger nach Berlin.
Romy Haag hat nicht nur mit ihrem Talent und ihrer unverwechselbaren Bühnenpräsenz, sondern auch mit ihrem mutigen Umgang mit ihrer Transidentität Grenzen überschritten. Als eine der frühesten prominenten trans Frauen hat sie die Wahrnehmung und Akzeptanz der LGBTQ+ Community nachhaltig geprägt und war eine Wegbereiterin für spätere Generationen trans Menschen in der Öffentlichkeit. Ihr Einfluss reicht über die kulturelle Landschaft Berlins hinaus und sie bleibt ein Symbol für Glamour, Wahrheit und künstlerische Authentizität.
1977 erscheint Romy Haags erste Single „Liege-Samba“, für die Udo Lindenberg den Text und die Musik schreibt – mit ihm geht sie auch auf Tournee. Ein Jahr später entwickelt sich ihre Single „Superparadise“ zum internationalen Top-Hit. 1979 wird in der New Yorker „Profile Gallery“ eine Foto-Hommage über Romy Haag präsentiert und 1981 erscheint ihre erste LP mit dem Titel „So bin ich“, für die Klaus Hoffmann die Texte schreibt.
Haags Karriere umfasst 17 Alben, 26 Filmauftritte und eine Vielzahl von Tourneen, die sie durch Europa und die USA führten. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den „Teddy Award“ bei der Berlinale 1997 für ihr Lebenswerk, und ihr Wirken wurde durch die Benennung eines Asteroiden nach ihr gewürdigt. Bis heute inspiriert sie sowohl als Performerin als auch als Ikone des Glam-Rocks und der LGBTQ+ Bewegung.
Nach neun erfolgreichen Jahren verkauft Romy Haag 1983 ihren Nachtclub und begibt sich wieder auf Entdeckungsreise um die Welt. Mit dreiunddreißig Jahren unterzieht sie sich in der Schweiz einer geschlechtsangleichenden Operation. Zurück in Deutschland startet sie 1986 einen neuen Abschnitt in ihrer Karriere und tourt mit dem Programm „City In The Night“ durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und die USA.
Im Laufe ihrer Karriere spielt Romy Haag in sechsundzwanzig Filmen mit und veröffentlicht siebzehn stilistisch unterschiedliche Plattenproduktionen. In den neunziger Jahren hat sie im deutschen Fernsehen eine eigene Sendung – den „Hexenkessel“. Für ihre außergewöhnliche Bertolt-Brecht-Interpretation wird Romy Haag 1997 in New York mit dem „Jackie O. Music Award“ – einem bedeutenden Kritikerpreis – ausgezeichnet. 1997 wird sie auf der Berlinale mit einem Ehrenpreis für ihr filmisches Lebenswerk mit dem „Special Teddy Award“ ausgezeichnet – einem der Preise für Filme mit schwul-lesbischen Transgender-Hintergrund.
Romy Haag lebt in Berlin.
„Romy Haag ist eine der letzten glänzenden Legenden des alten West-Berlins und eine Vorreiterin, die die Konventionen des Geschlechts durchbrochen hat.“
1999 erscheint die Autobiografie von Romy Haag – „Eine Frau und mehr“. Darin erzählt die Künstlerin ihre Geschichte mit ganz persönlichem Blick auf die Popkultur und die Gesellschaft. Sie erinnert sich nicht nur an ihre Showkarriere, sondern räumt schonungslos und ehrlich mit Klischees über sich und ihr Leben als Transsexuelle auf.
## Wichtigste Fakten über Romy Haag
- Eröffnung des Nachtclubs „Chez Romy Haag“ in Berlin-Schöneberg, der zur kulturellen Drehscheibe wurde.
- Beziehung und Zusammenarbeit mit David Bowie, die seinen Berlin-Zeit beeinflusste.
- Ausgezeichnet mit dem Teddy Award für ihr filmisches Lebenswerk auf der Berlinale 1997.
- Herausgabe von 17 Musikalben und Beteiligung an 26 Filmen.
- Bedeutender Einfluss auf die LGBTQ+ Community als Transgender-Pionierin und kulturelle Ikone.
## Video über/mit Romy Haag
## Kindheit und erste Schritte in Paris
Romy Haag wurde am 1. Januar 1948 im niederländischen Küstenstädtchen Scheveningen geboren. Als Kind einer Verkäuferin und eines Plakatmalers wuchs sie in einer Zeit auf, in der traditionelle Rollenbilder stark verankert waren. Schon in jungen Jahren fühlte sie sich jedoch nicht in das ihr zugewiesene Geschlecht passend, was sie mit vielen Herausforderungen konfrontierte. Als sie 13 war, verließ Romy ihr Elternhaus und fand im Circus Strassburger zunächst eine neue Heimat. Dort trat sie als Kinderclown auf, bevor sie ihre Talente als Trapezkünstlerin entfaltete – eine frühe Manifestation ihrer Liebe zur Bühne und zum Drama.
Mit 16 Jahren zog Romy Haag nach Paris, wo sie im Alcazar in der Rolle einer Schönheitstänzerin ihre ersten Erfahrungen im Varieté-Theater machte. Paris bot ihr die Möglichkeit, ihre künstlerischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und in der Szene, die von einer gelassenen und aufgeschlossenen Haltung geprägt war, eine neue Identität zu erkunden. Diese Zeit war ausschlaggebend für ihre spätere Karriere und ihren internationalen Erfolg.
## Karriere mit Meilensteinen und Auszeichnungen
Romy Haags Karriere begann in den Nachtclubs von Paris, wo sie als Schönheitstänzerin Beachtung fand. Nach ihrem Umzug nach Berlin 1972 etablierte sie sich als feste Größe in der internationalen Kunstszene. Ihr berühmtes „Chez Romy Haag“ eröffnete sie 1974 und prägte damit das Berliner Nachtleben der 70er Jahre. Der Club zog Prominenten wie Udo Lindenberg, Bryan Ferry, Tina Turner und David Bowie an und wurde schnell zu einem Sammelpunkt für die Kultur-Elite.
Romy Haags Musikkarriere startete 1977 mit der Veröffentlichung der Single „Liege-Samba“, gefolgt von dem Hit „Superparadise“ im Jahr 1978. 1981 kam ihre LP „So bin ich“ auf den Markt. Haag veröffentlichte insgesamt 17 Alben, die stilistisch von Pop zu Jazz und Chanson variierten und ihr sowohl im In- als auch im Ausland Anerkennung einbrachten.
Alben | Filme |
---|---|
„So bin ich“ (1981) | „Mascara“ (1987) |
„City in the Night“ (1986) | „The Case of Mr. Spalt“ (1988) |
Neben ihrer musikalischen Tätigkeit war Romy Haag in über 26 Filmen zu sehen und wurde 1997 mit dem Teddy Award der Berlinale für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Ihre Kreationen waren nicht nur künstlerische Darbietungen, sondern auch politische Statements in einer Zeit, in der Transgender-Themen noch weitgehend unterdrückt wurden.
Haags Einfluss geht weit über die Grenzen Berlins hinaus. Ihre Arbeit inspirierte spätere Künstlergenerationen und sie bleibt ein Symbol für Authentizität und künstlerische Freiheit in der LGBTQ+ Community.
## Persönliches Leben
Romy Haag führte ein sowohl im Rampenlicht als auch abseits der Bühne bemerkenswertes Leben. Sie erlebte zahlreiche Herausforderungen, insbesondere was ihre Geschlechtsidentität betraf. In ihrer Jugend wurde Romy, damals noch Edouard genannt, zahlreichen medizinischen Untersuchungen unterzogen und von Gleichaltrigen wegen ihrer Andersartigkeit gehänselt. Dieses frühe Erleben von Vorurteilen und Diskriminierung motivierte sie später dazu, offen und engagiert für die Rechte der LGBTQ+ Gemeinschaft einzutreten.
Haag hatte Beziehungen mit mehreren prominenten Persönlichkeiten, darunter der britische Sänger David Bowie, der nicht nur ihr persönliches Leben, sondern auch ihre künstlerische Laufbahn nachhaltig beeinflusste. Diese Beziehung trug zu Bowies Interesse an der Berliner Kunstszene bei und führte ihn schließlich nach Berlin, wo er einige seiner bekanntesten Alben produzierte.
Ihr soziales Engagement zeigt sich auch in ihrer Arbeit als Transgender-Aktivistin und in der Bereitstellung eines sicheren Raums für die LGBTQ+ Gemeinschaft in ihrem Club „Chez Romy Haag“. Privat wie beruflich setzte sie sich unermüdlich für Akzeptanz und Gleichberechtigung ein.
## Vermächtnis und Einfluss
Romy Haag hat mit ihrer Arbeit und ihrem Mut, als trans Frau in einer von Vorurteilen geprägten Zeit offen zu leben, einen signifikanten Beitrag zur Kultur und Gesellschaft geleistet. Sie ist eine inspirierende Entertainerin und ein Vorbild sowie eine starke Stimme für die LGBTQ+ Bewegung. Ihre Auftritte und ihr Engagement schufen nicht nur einen Raum für Toleranz und künstlerische Freiheit in Berlin, sondern inspirierten weltweit viele, die in ihr ein Symbol des Mutes und der Authentizität sehen.
Ihr Einfluss lebt in der heutigen Kulturlandschaft, sowohl in Deutschland als auch international, fort. Künstlerinnen und Künstler, die Romys Mut und Hingabe bewundern, lassen sich von ihrer Geschichte und ihrer Entschlossenheit leiten. Sie bleibt bis heute eine lebendige Inspiration und setzt sich weiterhin für die Anerkennung und Rechte der LGBTQ+ Gemeinschaft ein.
## Interessante Fakten
Romy Haag begann ihre Karriere in der glitzernden Welt der Pariser Nachtclubs und hat in über fünf Jahrzehnten im Showbusiness zahllose Höhen und Tiefen durchlebt. Neben ihrer Musik- und Filmkarriere ist eine der bewundernswertesten Aspekte ihrer Persönlichkeit ihr Engagement für soziale Gerechtigkeit und die Rechte der LGBTQ+ Gemeinschaft.
Ein bemerkenswerter Aspekt ihres Lebens ist, dass sie viele Herausforderungen, insbesondere ihre geschlechtsangleichende Operation mit 33, mit bemerkenswerter Stärke überwunden hat. Ihre Lebensgeschichte zeigt ihren persönlichen Mut und spiegelt den gesellschaftlichen Wandel über die Jahrzehnte hinweg wider.
Zudem veröffentlichte sie 1999 ihre Autobiografie „Eine Frau und mehr“, in der sie nicht nur ihre künstlerische Karriere reflektiert, sondern auch mit Vorurteilen gegenüber Trans-Personen aufräumt. Ihre Biografie ist ein bedeutendes Zeugnis ihrer Lebensgeschichte und bietet Einblicke in das turbulente und dennoch inspirierende Leben dieser herausragenden Entertainerin.
## Quellen