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Therese Giehse, geborene Therese Gift, gilt als eine der hervorragendsten deutschsprachigen Charakterdarstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie erlangte Berühmtheit durch ihre bemerkenswerten Leistungen im Theater und Film sowie ihr mutiges Auftreten in der politischen Landschaft. Trotz eines schwierigen Starts, da ihre jüdischen Eltern skeptisch gegenüber ihrer Theaterkarriere waren, verfolgte sie ihre Leidenschaft entschlossen weiter. Giehse ist bekannt für ihre eindrucksvolle Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht, insbesondere in der Rolle der Mutter Courage, die sie berühmt machte. Ihre Karriere erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte und nationale Grenzen hinweg, wobei sie während der Zeit des Nationalsozialismus aufgrund ihrer jüdischen Herkunft in die Schweiz emigrierte. In Zürich gründete sie mit Erika Mann das politische Kabarett „Die Pfeffermühle“, das sich durch scharfe Gesellschaftskritik auszeichnete und mutig gegen das Nazi-Regime Stellung bezog. Ihr Ausdruckstalent und ihre unerschütterliche Integrität hinterließen einen bleibenden Eindruck in der Welt des Theaters und prägten die kulturelle Landschaft nachhaltig. Giehse blieb aktiv bis zu ihrem letzten Lebensabschnitt und engagierte sich leidenschaftlich für Frieden und Gerechtigkeit, was sie zu einer respektierten und bewunderten Figur sowohl in kulturellen als auch in politischen Kreisen machte. Ihr Vermächtnis lebt in vielen ihrer Rollen weiter, die in Brechts Stücken ebenso wie in den Filmen und Fernseharbeiten fortbestehen, wodurch ihre Einflüsse in der deutschen Theaterkunst bis heute spürbar sind.
Als gebürtige Münchnerin und Tochter des jüdischen Kaufmannsehepaars Gertrude und Salomon Gift am 6. März 1898 in München zur Welt. Ihre Eltern wollten sie davon abbringen, zum Theater zu gehen – weil sie doch überhaupt nicht schön sei. Doch das schon früh eigensinnige Mädchen finanzierte von 1918 bis 1920 mit Büroarbeit ihren privaten Schauspielunterricht bei der Schauspielerin Toni Wittels-Stury.
Im Laufe der Zeit avanciert Therese Giehse als Darstellerin älterer, herber und unsympathischer Frauen zu einer der populärsten Persönlichkeiten der Münchner Kammerspiele. Man sieht sie unter anderem als „Gräfin Geschwitz“ in Wedekinds „Lulu“, als „Königin“ in Shakespeares „Hamlet“, als „Marthe“ in Goethes „Urfaust“, als „Gina“ in Ibsens „Die Wildente“, als „Frau John“ in Hauptmanns „Die Ratten“, als „Aase“ in Ibsens „Peer Gynt“, als „Mutter Wolffen“ in Hauptmanns „Der Biberpelz“ sowie als „Celia Peachum“ in Brechts „Die Dreigroschenoper“. Bei den Nationalsozialisten – die das Theater trotz seines politischen Protestcharakters oft besuchen – war Therese Giehse besonders beliebt: „Endlich ein deutsches Weib in diesem verjudeten Haus!“ sagten diese – aus Unkenntnis ihrer jüdischen Herkunft. Auch Thornton Wilder, Karl Kraus und Thomas Mann gehörten zu ihren Bewunderern. Zusammen mit Klaus und Erika Mann gründet Therese Giehse zu Beginn der dreißiger Jahre das literarische Kabarett „Die Pfeffermühle“ in der Münchner Bonbonnière beim Hofbräuhaus. Über ihre Liebesbeziehung zu Erika Mann äußerte sie sich nie, wie sie sich auch grundsätzlich dagegen sträubt, etwas über ihr Privatleben preiszugeben – „Über mich red’ ich nicht“ war ihr Credo.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 emigriert Therese Giehse nach Zürich, da sie als Jüdin und politisch links stehende Künstlerin mit der Verfolgung durch die Nationalsozialisten rechnet. Von der Schweiz ging es dann weiter über Belgien, die Niederlande, Luxemburg und Österreich in die Tschechoslowakei – 1936 gibt „Die Pfeffermühle“ in Amsterdam die eintausendste Vorstellung. Therese Giehse begann ihre Karriere in den 1920er Jahren und machte sich rasch einen Namen an bedeutenden Bühnen in Deutschland.
1936 heiratet Therese Giehse den homosexuellen englischen Schriftsteller John Hampson-Simpson, um einen britischen Pass zu erhalten und damit dem Zugriff der Nationalsozialisten zu entgehen. Nach einem kurzen Aufenthalt in den USA – die in Amerika begonnenen Aufführungen der „Peppermill“ werden 1937 wegen Erfolglosigkeit eingestellt – kehrt Therese Giehse nach Europa zurück und wirkt am Zürcher Schauspielhaus in der Uraufführung von Bertolt Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“ sowie 1948 in der Uraufführung von „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ mit – 1949 holt Bertolt Brecht sie dann an sein Berliner Ensemble, wo Therese Giehse bis 1952 bleibt.
Danach geht Therese Giehse wieder an die Münchner Kammerspiele; nebenher spielt sie am Zürcher Schauspielhaus bei den Uraufführungen des „Besuchs der alten Dame“ (1956) und der „Physiker“ (1962) von Friedrich Dürrenmatt die weiblichen Hauptrollen – es heißt, der Dramatiker habe ihr die Rolle der „Alten Dame“ auf den Leib geschrieben. In der Zeit der außerparlamentarischen Opposition der sechziger Jahre – deren Protest auch vor den Theatern nicht haltmacht – spielt Therese Giehse vermehrt mit einer neuen und radikaleren Generation von Theatermachern. Sie geht auf Tournee durch die Bundesrepublik, wo sie mit musikalischer Begleitung Brecht-Texte liest und singt. Auch engagiert sie sich während der Zeit des Vietnamkriegs für die Abrüstung.
Ihr Leinwanddebüt gibt Therese Giehse 1931 in Deutschland mit einer kleineren Rolle in „Der Liebesexpress“, mehr als zehn Jahre später profiliert sie sich 1942 in der Verfilmung des Zuckmayer-Stücks „Katharina Knie“ mit dem Titel „Menschen, die vorüberziehen“. Danach kann man sie in „Die letzte Chance“ (1945), „Kinder, Mütter und ein General“ (1955) – wofür sie das „Filmband in Silber“ erhält – in „Mädchen in Uniform“ (1958) neben Lilli Palmer und Romy Schneider, in „Sturm im Wasserglas“ (1960) sowie in Louis Malles „Julien“ (1973) sehen. 1973 spielt sie die Oma Häusler in der Fernsehserie „Münchner G’schichten“, bei der Helmut Dietl die Regie führt. Ihre letzte Rolle hat Therese Giehse 1975 in der TV-Verfilmung von Bertolt Brechts „Die Gewehre der Frau Carrar“.
Therese Giehse stirbt am 3. März 1975 drei Tage vor ihrem siebenundsiebzigsten Geburtstag in München. Sie wird auf ihren Wunsch hin auf dem Friedhof Fluntern in Zürich beigesetzt.
Im Münchner Stadtteil Neuperlach sind die Therese-Giehse-Allee sowie der U-Bahnhof Therese-Giehse-Allee nach ihr benannt. In Zürich-Oerlikon existiert die Therese-Giehse-Straße.
Wichtigste Fakten über Therese Giehse
- Therese Giehse war eine bedeutende deutsche Schauspielerin des 20. Jahrhunderts, bekannt für ihre Rollen in Brechts Stücken.
- Sie war Mitbegründerin des politischen Kabaretts „Die Pfeffermühle“ und eine mutige Kritikerin des Nazi-Regimes.
- Während der NS-Zeit lebte sie im Exil in der Schweiz und setzte ihre erfolgreiche Theaterkarriere fort.
- Giehse spielte in über 20 Film- und TV-Produktionen, darunter führende Rollen in „Mutter Courage“ und „Der Besuch der alten Dame“.
- Ihr soziales Engagement und ihre starke Persönlichkeit machten sie zu einer einflussreichen Figur im kulturellen Widerstand gegen die Nazis.
Video über/mit Therese Giehse
Therese Giehse: Frühes Leben und Interesse für die Kunst
Therese Giehse wurde am 6. März 1898 in München geboren. Sie war das Kind jüdischer Kaufleute, Gertrud und Salomon Gift. In einem Umfeld aufwachsend, das ihr hohe Erwartungen an ein konventionelles Leben auferlegte, zeigte sich Giehse früh als widerspenstig und ambitioniert – immer auf der Suche nach künstlerischem Ausdruck. Ihre Eltern hielten eine Schauspielerkarriere für wenig schmeichelhaft, da sie dem sozialen Ansehen ihrer bürgerlichen Familie nicht gerecht zu werden schien. Ungeachtet dieser Vorbehalte erhielt Giehse Schauspielunterricht bei Toni Wittels-Stury, finanziert aus ihrer eigenen Tasche.
Ihr Interesse an der Schauspielerei erwachte in jungen Jahren; trotz der skeptischen Sichtweise ihrer Familie zeigte sie schon früh Talent für darstellende Kunst. Dieses Interesse führte im Jahr 1920 zu ihrer endgültigen Namensänderung, um eine unabhängige Identität in der Theaterwelt zu etablieren. Die Bühnenkarriere begann in lokalen Spielstätten und führte sie bald zu Engagements in Siegen, Gleiwitz und Breslau. Politische und soziale Umbrüche jener Zeit schufen eine Kulisse, die ihre künstlerische Ausdruckskraft weiter herausforderte und formte.
Karrierehöhepunkte und künstlerische Erfolge
Die Karriere von Therese Giehse begann in den frühen 1920er Jahren und entwickelte sich schnell zu einer bemerkenswerten Laufbahn durch Deutschland und Europa. Ihr erstes Engagement erhielt sie 1920 in der bayerischen Provinz, jedoch zog es sie bald an bedeutendere Bühnen wie die der Münchner Kammerspiele, wo sie von 1925 bis 1933 ein fester Bestandteil wurde. Während ihrer Zeit an den Kammerspielen gelang es Giehse, durch Darstellungen komplexer Charaktere, wie die der „Gräfin Geschwitz“ in Wedekinds „Lulu“ oder der „Königin“ in Shakespeares „Hamlet“, die Theaterwelt von ihrem Talent zu überzeugen. Weitere herausragende Rollen waren „Celia Peachum“ in Brechts „Die Dreigroschenoper“ und die berühmte Titelrolle in Brechts „Mutter Courage“, die ihre Karriere nachhaltig prägte.
Ihre Flucht vor dem aufkommenden Nazi-Regime führte sie 1933 in die Schweiz, wo sie gemeinsam mit Erika Mann das politische Kabarett „Die Pfeffermühle“ gründete. Diese Plattform wurde zu einem Mittel der geistigen und künstlerischen Opposition gegen den Faschismus. Die Pfeffermühle entwickelte sich rasch zu einer beliebten Institution, deren Aufführungen in mehreren europäischen Städten stattfanden.
Nach dem Krieg kehrte Giehse nach Deutschland zurück und setzte ihre brillante Laufbahn fort. Im Berliner Ensemble, engagiert von Brecht selbst, spielte sie erneut „Mutter Courage“ sowie in weiteren Premieren wie „Herr Puntila und sein Knecht Matti“. Ihr späteres Schaffen in Deutschland und der Schweiz beinhaltete auch intensive Arbeiten mit Friedrich Dürrenmatt, u. a. als „Alte Dame“ in „Der Besuch der alten Dame“ und in „Die Physiker“.
In der Filmwelt war Therese Giehse ebenfalls erfolgreich: Ihr Leinwanddebüt gab sie in „Der Liebesexpress“ (1931) und fuhr fort mit Filmen wie „Menschen, die vorüberziehen“ (1942) und „Mädchen in Uniform“ (1958). Auch in späteren Jahren blieb sie aktiv, u. a. in der TV-Serie „Münchner G’schichten“ (1973). Ihre Beiträge zur kulturellen Landschaft endeten kurz vor ihrem Tod im Jahr 1975.
Leben zwischen Bühne und Privatsphäre: Therese Giehse
Durch ihre Entscheidung, wenig über ihr persönliches Leben preiszugeben, bleibt Therese Giehse eine rätselhafte Figur. Ihre enge Freundschaft und Zusammenarbeit mit der Schriftstellerin Erika Mann sind bekannt, mit der sie das Kabarett „Die Pfeffermühle“ ins Leben rief. Diese Verbindung galt nicht nur im beruflichen Sinn als stark, auch Gerüchte über eine tiefere Beziehung kamen auf, doch Giehse scheute sich, Details ihres Privatlebens öffentlich zu machen.
1936 heiratete Giehse den homosexuellen englischen Schriftsteller John Hampson, um einen britischen Pass zu erhalten und dem Zugriff der Nationalsozialisten zu entgehen. Trotz der strategischen Natur dieser Ehe zeigte sie stets große Loyalität und Fürsorge für ihre engen Freunde und Mitstreiter, was ihren Bekanntheitsgrad in der literarischen und künstlerischen Gemeinschaft erhöhte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich Giehse verstärkt in politischen Belangen. Sie setzte sich für den Frieden während des Kalten Krieges ein und unterstützte die außerparlamentarische Opposition der 60er Jahre. Ihre Aktivitäten in gesellschaftlichen Bewegungen zeugten von ihrem tiefen politischen Bewusstsein und ihrer Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit. Auch innerhalb ihrer künstlerischen Arbeit stand Giehse für einen moralischen Anspruch, der über die reine Darstellungskunst hinausging.
Nahm sie je Abschied? Therese Giehses Vermächtnis
Therese Giehse hat die Kunstwelt nicht nur durch ihre eigenen Leistungen, sondern auch durch ihre unermüdliche Unterstützung für unterdrückte Stimmen nachhaltig beeinflusst. Ihre Arbeit im politischen Kabarett, insbesondere mit der „Pfeffermühle“, sowie ihre Rollen in den bedeutenden Stücken von Brecht und Dürrenmatt, halfen, das Theater als Medium für sozialen und politischen Diskurs zu etablieren. Ihre Fähigkeit, gesellschaftliche Themen künstlerisch darzustellen, machte sie zu einer Pionierin der darstellenden Künste.
Giehse wurde für ihre Courage und Integrität ebenso geschätzt wie für ihr darstellerisches Talent. Sie beeinflusste Generationen von Schauspielern und Theatermachern, die in ihr ein Vorbild fanden. Ihr Engagement für normative Rechte und Frieden überdauerte ihre Bühnenarbeiten und inspirierte zahlreiche Bewegungen in der Kunst.
Therese Giehse war eine bemerkenswerte Meisterin der leisen Worte und eindrucksvollen Gesten, deren Einfluss weit über die Bühne hinausgeht.
Zu ihren Ehren wurden in München und Zürich Straßen nach ihr benannt, was ihren zeitlosen Beitrag zur Kultur und Kunst bezeugt.
Interessante Einblicke in Therese Giehses Leben
Der pragmatische Umgang mit den Herausforderungen ihrer Zeit macht Giehse zu einer faszinierenden Persönlichkeit. Eine bemerkenswerte Anekdote über sie ist ihre „Schein“-Ehe mit John Hampson, die sie einging, um einer möglichen Nazi-Verhaftung zu entkommen. Dies zeigte ihre taktische Entscheidung, die ihr Überleben sicherte. Ihre bewusst gepflegte Diskretion über ihre privaten Beziehungen, besonders denen mit engen Freunden wie Erika Mann, verdeutlicht ihre Vorliebe, im Schatten der Bühne zu bleiben, während sie durch ihr öffentliches Wirken bedeutende Akzente setzte.
In der Nachkriegszeit war Therese Giehse nicht nur eine geschätzte Bühnenkünstlerin, sondern auch in der Friedensbewegung aktiv. Sie nutzte ihren Einfluss, um sich für Abrüstung und Frieden einzusetzen, was besonders während des Vietnamkrieges von Bedeutung war. Ihre Leistungen wurden zwar größtenteils durch ihr künstlerisches Wirken gewürdigt, doch auch ihr gesellschaftliches Engagement blieb nicht unbeachtet. Herausragend bleibt ihre Aufführung in Stücken wie „Der Besuch der alten Dame“ und „Mutter Courage“ in den 1950ern und 1960ern, die bis heute ein bedeutendes Erbe für die Theaterwelt darstellen.
Quellen
- Fembio: „Therese Giehse“
- Rotten Tomatoes: „Therese Giehse“
- Women in Resistance against National Socialism
- Wikipedia: „Therese Giehse“
- Miscellaneous Source
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