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Ob als Detektiv Hercule Poirot oder als römischer Kaiser Nero – als Garant für schauspielerische Höchstleistungen prägt Peter Ustinov über sechs Jahrzehnte lang mit seiner unvergleichlichen Präsenz das Weltkino. Er zählt zu den großen Charakterdarstellern des vorigen Jahrhunderts, setzt sich für Pazifismus und Völkerverständigung ein und kommentiert mit bissiger Pointe und liebevollen Augenzwinkern das Zeitgeschehen.
Peter Ustinov, geboren als Peter Alexander Freiherr von Ustinov, kam am 16. April 1921 im Stadtteil Swiss Cottage im Londoner Bezirk Camden zur Welt. Der Sohn der Bühnenbildnerin Nadeschda Leontjewna Benois und des Diplomaten und Journalisten Jona Baron von Ustinov wuchs in einer kulturell vielfältigen Umgebung auf, die seinen kosmopolitischen Blick auf die Welt prägte. Bereits in jungen Jahren war er von einem Umfeld umgeben, das ihn für die darstellenden Künste begeisterte.
Von 1934 bis 1937 besucht Peter Ustinov die Londoner Eliteschule Westminster, danach absolviert er bis 1939 eine Theaterausbildung am London Theatre Studio. Nach eigenen Angaben ist seine erste Rolle die eines Schweins bei einer Aufführung in seinem Kindergarten. Im Alter von neunzehn Jahren feiert er sein Debüt als Filmschauspieler in „Hello, Fame!“, seine erste größere Filmrolle folgt 1942 in „The Goose Steps Out“. Ustinovs Leidenschaft und Begeisterung für die Schauspielerei und das Theater legen schon bald den Grundstein für das Schreiben eigener Werke – 1942 wird sein erstes Theaterstück „House Of Regrets“ uraufgeführt.
Während des Zweiten Weltkrieges absolviert Peter Ustinov seinen Wehrdienst bei der British Army – sein Vorgesetzter ist der Schauspieler David Niven. Er tritt der dortigen Schauspieler-Einheit bei und wirkt in kleineren Rollen in Propagandafilmen mit. Während dieser Zeit entwickelt er sein Talent weiter und findet seinen Platz in der Filmindustrie.
Nach Kriegsende führt Peter Ustinov zunächst bei diversen Filmprojekten Regie – wie in „School For Secrets“ (1946) – bevor er in der Rolle des Kaisers Nero im Monumentalfilm „Quo Vadis“ (1951) an der Seite von Robert Taylor und Deborah Kerr internationale Bekanntheit erlangt. Für die Darstellung des selbstherrlichen und größenwahnsinnigen Imperators wird er mit einem „Golden Globe“ ausgezeichnet und für einen „Oscar“ nominiert. Kurz danach überzeugt Peter Ustinov in „Wir sind keine Engel“ – als weitere Meilensteine seiner Schauspielerkarriere gelten „Lola Montez“ (1955) und „Spartacus“ (1959). In diesem Historien-Epos spielt er neben Tony Curtis und Kirk Douglas die Rolle des Sklavenhändlers „Lentulus Batiatus“ – für seine meisterhafte Interpretation wird er mit einem „Oscar“ als „Bester Nebendarsteller“ ausgezeichnet.
1961 verfilmt Peter Ustinov Herman Melvilles Kurzroman „Billy Budd“ („Die Verdammten der Meere“) mit Terence Stamp in der Hauptrolle. Drei Jahre später ehrt man ihn mit einem zweiten „Oscar“ für seine Leistung in dem Thriller „Topkapi“ (1964) an der Seite von Melina Mercouri und Maximillian Schell. 1965 folgt der Film „Lady L.“ mit David Niven und Sophia Loren, 1967 „The Comedians“ („Die Stunde der Komödianten“) nach dem Roman von Graham Greene neben Alec Guiness, Elizabeth Taylor und Richard Burton und 1968 die Filmkomödie „Hot Millions“ („Das Millionending“) mit Maggie Smith und Karl Malden.
Ustinov wurde vor allem durch seine meisterhaften Darstellungen in Filmen und seine begeisternde Erzählkunst bekannt. Seine unverkennbare Präsenz auf der Bühne und Leinwand machte ihn zu einem der gefragtesten Charakterdarsteller seiner Zeit. Als begeisterter Opernregisseur führte er 1969 in Hamburg Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“ auf und inszenierte 1973 in Edinburgh „Don Giovanni“.
1977 glänzt Peter Ustinov als Detektiv Hercules Poirot an der Seite von Bette Davis und Mia Farrow im Kriminalfilm „Death On The Nile“ („Tod auf dem Nil“) in einer seiner populärsten Rollen. Gegen Ende der siebziger Jahre festigt er durch seine Mitwirkung an diversen weiteren Agatha-Christie-Verfilmungen seine Beliebtheit.
Zu seinen letzten großen Kamera-Auftritten zählt „Lorenzo’s Oil“ („Lorenzos Öl“, 1992) neben Nick Nolte und Susan Sarandon sowie eine gelungene Darstellung als Friedrich der Weise in „Luther“ (2003) an der Seite von Joseph Fiennes, Bruno Ganz und Alfred Molina.
Peter Ustinov wird für seine künstlerischen Leistungen mit zahlreichen Preisen geehrt – 1972 erhält er den „Spezialpreis der Berlinale“, 1975 wird er zum „Commander Of The British Empire“ erhoben, 1981 verleiht man ihm den „Karl-Valentin-Orden“ und 1985 den „Ordre des Arts et des Lettres“. 1994 wird er mit dem „Deutschen Kulturpreis“ und dem „Bambi“ geehrt, 1997 erhält er den „DIVA-Award“ und 1998 das „Bundesverdienstkreuz“. 2001 zeichnet man Peter Ustinovs Lebenswerk mit der „Goldenen Kamera“ und dem „Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse“ aus.
1990 wird Peter Ustinov von der britischen Königin Elisabeth II. in den britischen Adelsstand erhoben.
Ustinov engagiert sich politisch als Weltföderalist und Sonderbotschafter von UNESCO und UNICEF und tritt weltweit für Kinder- und Menschenrechte ein. In seinen letzten Lebensjahren widmet er sich aus sozialphilosophischer Sicht der Erforschung und Bekämpfung von Vorurteilen und gründet aus diesem Anlass Universitätslehrstühle in Budapest und Durham sowie das deutschsprachige „Sir-Peter-Ustinov-Institut“ in Wien. Von 1968 bis 1974 ist er Rektor der Universität Dundee und amtiert von 1992 bis zu seinem Tod als Kanzler der Universität Durham.
Seine zahlreichen Begegnungen mit bedeutenden Persönlichkeiten der Zeitgeschichte nimmt Peter Ustinov in seinen großen Anekdotenschatz auf – er beobachtet die Gesellschaft humorvoll, aber nie niveaulos und verarbeitet dies in zahlreichen seiner Theaterstücke und Bücher. Im Laufe seiner Karriere ist Peter Ustinov auch als Journalist und Kolumnist für Rundfunk, Fernsehen und Zeitung tätig – als vielseitiger Erzähler war er ein gern gesehener Gast in Talkshows sowie beliebter Moderator bei diversen kulturellen Veranstaltungen.
Peter Ustinov war bekannt für seine scharfe Beobachtungsgabe und seinen unnachahmlichen Humor. Eine seiner besonderen Fähigkeiten war es, komplexe Themen auf originelle und unterhaltsame Art zu präsentieren.
Peter Ustinov ist seit 1972 in dritter Ehe mit der aus Frankreich stammenden Schriftstellerin Hélène du Lau d’Allemans verheiratet und hat aus seinen vorangegangenen Ehen vier Kinder. Sohn Igor wahrt als Kuratoriums-Mitglied der „Sir-Peter-Ustinov-Stiftung“ das Vermächtnis seines Vaters.
Auf die Frage, was auf seinem Grabstein stehen solle, antwortete der Schauspieler einmal wie stets humorvoll: „Betreten des Rasens verboten!“ Sir Peter Ustinov stirbt am 28. März 2004 im Alter von zweiundachtzig Jahren in Genf an Herzversagen. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof von Bursins in der Schweiz.
Wichtigste Fakten über Peter Ustinov
- Peter Ustinov war ein britischer Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller und Humanist.
- Bekannt durch seine Rollen in Filmen wie „Quo Vadis“ und als Hercule Poirot in Agatha-Christie-Verfilmungen.
- Zweifacher Oscar-Gewinner und vielfach ausgezeichnet für seine schauspielerischen Leistungen.
- UNICEF-Botschafter und engagierter Kämpfer für Frieden und Kinderrechte.
- Gründer des Peter Ustinov Instituts zur Erforschung von Vorurteilen und sozialer Ungerechtigkeit.
Video über/mit Peter Ustinov
Die Anfänge: Kindheit und Ausbildung
Sein multikultureller Hintergrund hat ihn stark geprägt und ihm eine breite Perspektive eröffnet, die sich in seiner Arbeit wiederfindet. Seine Mutter, Nadeschda Leontjewna Benois, war eine russische Bühnenbildnerin, während sein Vater Jona Baron von Ustinov als Diplomat und Journalist tätig war. Die polyglotte Familie lebte in einem kosmopolitischen Umfeld, was Peter Ustinov half, mehrere Sprachen zu beherrschen, darunter Englisch, Französisch, Deutsch und Russisch. Diese Fähigkeit erwies sich später als Schlüssel zu seinen erfolgreichen internationalen Rollen.
Schon früh interessierte sich Ustinov für das Theater und die Schauspielerei. Er besuchte die Westminster School von 1934 bis 1937 und anschließend das London Theatre Studio, wo er Theater studierte. Seine ersten schauspielerischen Gehversuche machte er mit nur fünf Jahren in seinem Kindergarten. Diese frühe Leidenschaft für die Schauspielerei sollte der Grundstein für eine glänzende Karriere werden.
Ustinovs Erziehung war in vielerlei Hinsicht breit gefächert; neben den darstellenden Künsten entwickelte er auch ein Interesse an Literatur und Musik, das sich später in seiner Arbeit als Erzähler und Filmemacher widerspiegeln sollte. Influencer wie sein Onkel Alexander Benois, ein prominenter Kunsthistoriker, weckten in ihm ein Verständnis für kulturellen Austausch und künstlerischen Ausdruck, das ihm in seinem vielseitigen Schaffen von Nutzen war.
Karriere und künstlerisches Schaffen
Ustinovs Karriere begann 1939, nur wenige Monate vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, mit einem Engagement als Schauspieler. Sein erster filmischer Durchbruch erfolgte mit der Rolle in „The Goose Steps Out“ (1942). Ustinov arbeitete während des Krieges auch im Bereich der Propagandafilme als Teil seiner Pflichten bei der British Army. Nach dem Krieg wandte er sich vollständig der Schauspielerei und Regie zu, und sein Talent wurde bald darauf mit bedeutenden Auszeichnungen belohnt.
Eine der bekanntesten Rollen, die Ustinov spielte, war die des Nero in „Quo Vadis“ (1951), für die er weltweite Anerkennung erhielt. Dies markierte den Beginn seiner glanzvollen Karriere in Hollywood. Weitere bedeutende Werke umfassen seine Rollen in „Spartacus“ (1960), für die er einen Oscar als Bester Nebendarsteller erhielt, und „Topkapi“ (1964), die ihm ebenfalls viel Anerkennung einbrachte und mit einem zweiten Oscar geehrt wurde.
Stück für Stück baute Ustinov eine beeindruckende Vita auf, die seine Vielseitigkeit als Schauspieler, aber auch als Regisseur und Autor illustriert. Er adaptierte und führte Regie bei zahlreichen Film- und Theaterproduktionen. Eine seiner bemerkenswerten Regieleistungen war die Adaption von Herman Melvilles „Billy Budd“ (1962). Ustinov war bekannt für seine Stimme und lieh diese verschiedenen Charakteren in Animationsfilmen wie „Robin Hood“ (1973), in dem er Prince John und König Richard gesprochen hat, was ihm genauso viel Popularität wie seine direkten Rollen einbrachte.
Jahr | Titel | Rolle | Auszeichnung |
---|---|---|---|
1951 | Quo Vadis | Nero | Golden Globe |
1964 | Topkapi | Arthur Simon Simpson | Oscar |
1978 | Tod auf dem Nil | Hercule Poirot | BAFTA |
Neben seinen Filmerfolgen war Ustinov ein sozial engagierter Mensch, der seine Bekanntheit nutzte, um auf wichtige globale Themen aufmerksam zu machen. Als UNICEF-Botschafter bereiste er die Welt und setzte sich vor allem für die Rechte von Kindern ein.
Privates Leben und soziale Verantwortung
Peter Ustinov war nicht nur für seine beruflichen Erfolge bekannt, sondern auch für sein bewegtes Privatleben und sein soziales Engagement. Er war drei Mal verheiratet, zuletzt mit der französischen Schriftstellerin Hélène du Lau d’Allemans. Aus seinen vorherigen Ehen hatte Ustinov vier Kinder, die ebenfalls internationale Einflüsse in sich vereinen und die kulturelle Vielfalt des Vaters weitertragen.
Ustinovs persönliche Beziehungen und sein Familienleben waren geprägt von derselben kosmopolitischen und offenen Haltung, die er auch in seiner Karriere verfolgte. Mit seiner dritten Ehefrau Hélène verbrachte er seine letzten Jahrzehnte, und sie unterstützte ihn bei vielen seiner humanitären Projekte. Sein Sohn Igor, ein treibender Faktor hinter der Sir-Peter-Ustinov-Stiftung, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Erbe seines Vaters in Fragen des sozialen Engagements fortzusetzen.
Politisch engagiert trat Ustinov als Sonderbotschafter der UNESCO und UNICEF auf und setzte sich leidenschaftlich für Weltfrieden und Bildung ein. Er gründete Universitätslehrstühle in Budapest und Durham zur Erforschung von Vorurteilen und rief das Sir-Peter-Ustinov-Institut in Wien ins Leben. Seine Arbeiten zielten darauf ab, gesellschaftliche Diskussionen über Toleranz und Menschlichkeit voranzutreiben.
Seine inspirierende Lebensweise, seine Weltoffenheit und sein Engagement für soziale Gerechtigkeit hinterließen einen bleibenden Eindruck, nicht nur bei denen, die ihm nahe standen, sondern weltweit. Bis zu seinem Tod 2004 blieb Peter Ustinov eine zentrale Figur in Kunst, Kultur und Menschenrechten.
Vermächtnis und Einfluss
Peter Ustinovs Arbeit hinterließ ein monumentales Vermächtnis, das Künstler und Humanisten weltweit inspiriert hat. Seine kulturellen Beiträge und seine unermüdlichen Bemühungen für soziale Gerechtigkeit haben Generationen beeinflusst. Durch seine Filme und Rollen inspirierte er unzählige Schauspieler mit seiner Kunstfertigkeit. Seine Darstellungen von historischen und literarischen Figuren setzten Maßstäbe, die in der Welt des Theaters und Films Bestand haben.
Sein Einfluss reicht jedoch über die Leinwand hinaus. Als UNICEF-Botschafter trug er zur Verbesserung des Lebens von Millionen Kindern bei. Seine Rolle in der Förderung von Bildung und im Kampf gegen Vorurteile bleibt unvergessen. Ustinovs soziale Projekte haben einen positiven Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen hinterlassen, indem sie das Bewusstsein für den Wert von Bildung und Toleranz stärkten.
Ustinov wird als Polymath angesehen, dessen Werk nicht auf ein einziges Fachgebiet beschränkt ist. Sein Vermächtnis inspiriert weiterhin durch seine Schriften, seine Reden und seine weltweite Anerkennung als einflussreiche Stimme im Dienste der Menschheit.
Bemerkenswerte Details
Auf die Frage, was auf seinem Grabstein stehen solle, antwortete Ustinov einst humorvoll: „Betreten des Rasens verboten!“. Diese Bemerkung ist typisch für seinen humoristischen, aber tiefgründigen Stil, der weit über die Bedeutung des Wortes hinausgeht. Ustinovs Leben war ebenso faszinierend wie seine Fiktionen; er sammelte Geschichten aus der ganzen Welt und trug sie mit einer ansteckenden Freude vor. Diese Leidenschaft für Storytelling und seine Fähigkeit, mit Worten zu malen, trugen erheblich zu seinem Erfolg und seiner Beliebtheit bei.
Quellen
- Wikipedia: Peter Ustinov
- OrnaVerum: Die Geschichte Ustinovs
- Arab News: The world according to Ustinov
- IMDb: Peter Ustinov – Biography
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