Brigitte Mira gilt als Berliner Original, ihr Charakterfach ist “die komische Alte” – dabei kann man die populäre Schauspielerin auch in ernsthaften Rollen erleben. Sie war eine bemerkenswerte deutsche Schauspielerin, die einen bleibenden Eindruck in Theater, Film und Fernsehen hinterlassen hat. Geboren am 20. April 1910 in Hamburg, Deutschland, steht Brigitte Mira über siebzig Jahre lang auf der Theaterbühne und spielt in etlichen Filmen mit – große Beliebtheit erlangt sie als verliebte Putzfrau in Rainer Werner Fassbinders Sozialstudie “Angst essen Seele auf” und in der Berliner Fernsehserie “Drei Damen vom Grill”.
Brigitte Mira wird am 20. April 1910 als Tochter des aus Russland eingewanderten Pianisten Siegfried Mira und seiner Ehefrau Elisabeth in Hamburg geboren und wächst in Düsseldorf auf – mit acht Jahren beginnt sie eine Ballett– und Gesangsausbildung. Statt Musikpädagogin zu werden – wie es ihre Eltern wünschen – wendet sie sich der Schauspielerei zu. Bereits gegen Ende der zwanziger Jahre debütiert sie in der Rolle der Esmeralda in Smetanas “Die verkaufte Braut” in Köln. Als Soubrette spielt sie 1930 in der deutschen Erstaufführung von Franz Léhars Operette “Giuditta” und mit sechzehn Jahren erhält sie ein Engagement als Sängerin am “Stadttheater Bremerhaven”. Weitere Engagements hat sie in Graz, Kiel und in Hannover, bevor sie ihre künstlerische Heimat 1942 am “Theater am Schiffbauerdamm” in Berlin findet.
Brigitte Mira begann ihre Karriere als Ballerina und Soubrette, bevor sie als charismatische Schauspielerin in dramatischen Rollen Anerkennung fand. Ihr Aufstieg zur international anerkannten Schauspielerin begann mit ihrer Darstellung der verwitweten Putzfrau Emmi Kurowski in “Ali: Fear Eats the Soul” (1974), einem Film, der sowohl Kritiker als auch Publikum begeisterte und ihr 1974 den Deutschen Filmpreis einbrachte. 1943 dreht sie fürs deutsche Propagandaministerium die Kurzfilmserie “Liese & Miese” an der Seite von Gisela Schlüter, die als Vorprogramm zu den Wochenschauen läuft. Dabei spielt Gisela Schlüter die “Gute”, die im Sinne der Nazi-Propaganda alles richtig macht – Brigitte Mira dagegen macht alles falsch, hört Feindsender, hortet Lebensmittel, lässt sich mit Spionen ein und erntet dabei für ihr unkonformes Verhalten reichlich Sympathie – Joseph Goebbels veranlasst, dass die Serie als kontraproduktiv rasch wieder abgesetzt wird.
Nach dem Krieg spielt Brigitte Mira am “Theater am Schiffbauerdamm”, am “Hebbel-Theater” und an der “Komischen Oper” in Berlin, hat Gesangsrollen bei diversen Rundfunkanstalten und agiert auf Kabarettbühnen – unter anderem bei den “Insulanern”. Ihr Kinodebüt hat die Schauspielerin 1948 in der “Berliner Ballade” neben Gert Fröbe. Auch wirkt sie in diversen Lustspielen, Volksstücken, Schlagerfilmen und Komödien mit – in Operetten, Singspielen und Unterhaltungssendungen im Fernsehen gilt sie als “Soubrette vom Dienst”.
Wichtigste Fakten über Brigitte Mira
- Brigitte Mira wurde am 20. April 1910 in Hamburg geboren und entwickelte sich zu einer gefeierten deutschen Schauspielerin.
- Sie arbeitete eng mit dem Regisseur Rainer Werner Fassbinder zusammen und spielte in neun seiner Filme mit.
- Durch ihre Rolle in “Ali: Fear Eats the Soul” erlangte sie internationale Anerkennung und erhielt einen Deutschen Filmpreis.
- Bekannte Fernseharbeiten umfassen ihre langjährige Rolle in der Serie “Drei Damen vom Grill”.
- Trotz ihrer unfreiwilligen Beteiligung an Nazi-Propaganda blieb sie in Deutschland eine gefeierte kulturelle Ikone.
1972 sieht der Regisseur Rainer Werner Fassbinder die Schauspielerin am “Schauspielhaus Bochum” bei Peter Zadek in der Fallada-Revue “Kleiner Mann – was nun?” und verhilft ihr mit der Rolle der verwitweten Putzfrau Emmi Kurowski in “Angst essen Seele” (1974) zu ihrem Durchbruch auch als international anerkannte Schauspielerin. Danach kann man sie in weiteren Fassbinder-Filmen sehen – so in “Angst vor der Angst” (1975) neben Margit Carstensen, in “Faustrecht der Freiheit” (1975) mit Karlheinz Böhm und in “Lili Marleen” (1981) an der Seite von Hanna Schygulla.
Einer der Höhepunkte ihrer TV-Karriere wird ihre Rolle der Oma Färber in der populären Fernsehserie “Drei Damen vom Grill” an der Seite von Günter Pfitzmann und Harald Juhnke, welche mit kurzen Unterbrechungen von 1977 bis 1991 läuft. Brigitte Mira bestätigte durch ihre Rolle als Oma Färber ihre Position als Kultikone. Ihr Charme und ihre Fähigkeit, das Wesen Berlins auf die Leinwand zu bringen, machten sie zu einer geliebten Persönlichkeit in der deutschen Kulturlandschaft.
Ende der neunziger Jahre geht Brigitte Mira zusammen mit Evelyn Künneke und Helen Vita mit dem selbstironischen Chansonabend “Drei alte Schachteln” auf eine überaus erfolgreiche Tournee. Diese endet unvermittelt mit dem Tod von Helen Vita und Evelyn Künneke.
Brigitte Mira verkörpert zusammen mit ihren Kollegen Günter Pfitzmann, Harald Juhnke und Edith Hancke wie kaum eine andere Schauspielerin das alte West-Berlin. Die britische Zeitung “The Guardian” nennt sie einmal “The archetypal funny old Berlinerin with a heart”.
Für ihre Rolle der Putzfrau Emmi in “Angst essen Seele auf” erhält Brigitte Mira 1974 in Cannes das “Filmband in Gold”. Diese Trophäe bekommt sie 1989 noch einmal für ihr schauspielerisches Gesamtwerk. 1981 wird ihr das “Bundesverdienstkreuz erster Klasse” und 2000 die “Goldene Ehrenkamera” verliehen. Auf der Gala zu Ehren ihres neunzigsten Geburtstages zeigt sich die Schauspielerin enorm schlagfertig. “Wie schafft es eine Frau, fünf Mal verheiratet zu sein, ohne Kochen zu können”, muss sie sich von Talkmaster Alfred Biolek fragen lassen – mit funkelnden Augen antwortete sie: “Ich hatte eben andere Qualitäten.”
2000 spielt die neunzigjährige Brigitte Mira ihre letzte Rolle auf der Bühne als “Die Bettelkönigin von Moabit” im damaligen “Berliner Volkstheater Hansa”.
Brigitte Mira hat ein sehr ereignisreiches Privatleben geführt, in dem Familie und persönliche Beziehungen zentrale Rollen spielten. Mira war insgesamt fünfmal verheiratet. Aus ihrer dritten Ehe mit dem Reporter Reinhold Tabbert stammen ihre beiden Söhne Robert und Thomas. Ihr letzter Ehemann Frank Guerente stirbt 1983. 2004 erleidet Brigitte Mira einen Schwächeanfall, von dem sie sich nicht wieder erholt. Sie stirbt am 8. März 2005 im Alter von vierundneunzig Jahren und wird auf dem “Luisenfriedhof III” in Berlin-Westend beigesetzt.
Vermächtnis und Einfluss
Die kulturellen Beiträge von Brigitte Mira zur deutschen Kunstwelt waren tiefgreifend. Sie hat es geschafft, tiefe Emotionen auf der Leinwand und der Bühne darzustellen und bleibt ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Schauspielkunst gesellschaftliche Grenzen überschreiten kann. Besonders ihre Rolle als Emmi in “Ali: Fear Eats the Soul”, für die sie den Filmpreis in Gold in Cannes gewann, festigte ihre Stellung als eine der besten dramatischen Schauspielerinnen Deutschlands. Miras Lebenswerk bleibt sowohl in der Theater- als auch in der Filmwelt verankert und bewahrt ihren unbestrittenen Einfluss.
Ihre Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder stärkte nicht nur ihr Ansehen, sondern auch ihr Können, sich in unterschiedliche Charaktere erstklassig einzudenken. Diese Wechselwirkung von Schauspiel und Inszenierung definierte nicht nur Filme einer bestimmten Ära, sondern inspirierte auch viele nachfolgende Schauspielergenerationen, die sich eine einzigartige Karriere wünschen.
Video über/mit Brigitte Mira
Frühes Leben und Hintergrund
Ihr künstlerischer Weg begann in den späten 1920er Jahren im Theater, wo sie sich mit der Rolle der Esmeralda in Smetanas Oper “Die verkaufte Braut” einen Namen machte. Ihre frühe Karriere als Soubrette in Franz Léhars Operette “Giuditta” in Deutschland festigte ihre Position in der deutschen Theaterlandschaft. Im zarten Alter von sechzehn Jahren knüpft sie mit ihrem Engagement als Sängerin am Stadttheater Bremerhaven erste Verbindungen zu renommierten Theaterhäusern.
Doch Brigitte Miras Karriere war nicht ohne Hindernisse. In den 1930er Jahren, einer Zeit beunruhigender politischer Veränderungen in Deutschland, führte Miras halb-jüdisches Erbe zu Herausforderungen, die sie durch ihren Einfallsreichtum und Mut mit gefälschten Papieren unter Kontrolle hielt.
Karriere und Erfolge
Brigitte Mira begann ihre bemerkenswerte Karriere als Bühnenkünstlerin und fand später auch den Weg vor die Kamera. Ihre frühen beeindruckenden Darbietungen als Soubrette wurden zum Sprungbrett für ihre umfassende Laufbahn im deutschen Theater, wo sie ansprechend als humorvolle und zugleich ernste Persönlichkeit brillierte.
In den frühen 1940er Jahren, während sie am “Theater am Schiffbauerdamm” in Berlin engagiert war, wandte sich Mira auch dem Film zu. Zu ihren bemerkenswerten frühen Filmen zählen:
- „Berliner Ballade” (1948)
- „Und abends in die Scala” (1958)
Der wirkliche Durchbruch gelang ihr jedoch erst in den 1970er Jahren. Regisseur Rainer Werner Fassbinder entdeckte Mira und gab ihr 1974 die Rolle der Emmi Kurowski in “Ali: Fear Eats the Soul” (1974), einem sozialkritischen Meisterwerk, das Miras reichhaltiges Talent zur Geltung brachte. Der Film wurde international gefeiert und bescherte Mira zwei Deutsche Filmpreise.
- „Ali: Fear Eats the Soul“ (1974)
- „Mother Kusters Goes to Heaven“ (1975)
- „Faustrecht der Freiheit“ (1975)
- „Lili Marleen“ (1981)
- „Drei Damen vom Grill“ (1977-1992) – TV-Serie
Ihre Rolle in “Drei Damen vom Grill” brachte ihr über viele Jahre eine feste Zuschauerbasis. Diese Auseinandersetzung mit Themen des Alters war genauso selbstironisch wie fesselnd. Die Rolle als Oma Färber wird als einer der Höhepunkte ihrer TV-Karriere angesehen, auch aufgrund der Zusammenarbeit mit deutschen Unterhaltungsgrößen wie Günter Pfitzmann.
Zusätzlich bemerkenswert war Brigitte Miras Arbeit als Synchronsprecherin. Sie verlieh ihre Stimme unter anderem der deutschen Version von Disney-Filmen, wie dem Full-Length-Feature “Die große Schlacht der Zwerge” und “One Hundred and One Dalmatians”. Solche Vielseitigkeit spiegelte sich in ihrer Arbeit wider und erweiterte ihr Spektrum in der Unterhaltungsbranche.
Im Laufe ihrer Karriere erhielt sie mehrere Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, und hinterließ in der Unterhaltungswelt eine unauslöschliche Spur. Ihr Einfluss und Ruhm machten sie zu einer Symbolfigur im deutschen Kino und auch im Fernsehen.
Interessante Fakten über Brigitte Mira
Brigitte Mira war bekannt für ihre humorvolle und verspielte Persönlichkeit, die oft auch in Anekdoten aus ihrem Leben zum Vorschein kam. Eine ihrer liebsten selbstironischen Anekdoten war die Antwort auf die humorvolle Frage, wie eine fünfmal verheiratete Frau, die weder kochen noch besonders hausfrauliche Dinge erledigen konnte, es schaffe, immer wieder zu heiraten: “Ich hatte eben andere Qualitäten”, antwortete Mira schlagfertig.
Zum 90. Geburtstag wurde Brigitte Mira mit einer Gala geehrt, die die Vielschichtigkeit ihrer Karriere und des persönlichen Lebens zelebrierte. Diese Feierlichkeiten hielten bedeutungsvolle Momente ihres Ruhmes und ihrer glanzvollen Karriere ins rechte Licht und erinnern an die Verpflichtung, die sie gegenüber ihrer Leidenschaft ausgeübt hat. Insofern bleibt Mira als gefeierte Künstlerin der Vergangenheit in Erinnerung und auch als Inspiration für die Zukunft.