Colette, geboren als Sidonie-Gabrielle Colette, war eine herausragende Schriftstellerin der französischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Ihre Karriere begann unter den dominanten Einflussverhältnissen ihrer Zeit, in denen sie zunächst unter dem Namen ihres ersten Mannes Henri Gauthier-Villars, bekannt als Willy, veröffentlichte. Sie wurde bekannt durch die „Claudine“-Reihe, die die literarische Landschaft Frankreichs mitprägte und die Wahrnehmung weiblicher Charaktere in der Literatur revolutionierte. Colette war eine Pionierin der feministischen Literatur, die systematisch mit den traditionellen Rollenmustern ihrer Epoche brach und dabei die weibliche Unabhängigkeit und Freiheit in ihren Erzählungen thematisierte. Dies machte sie zu einer bedeutenden literarischen Figur und einer kulturellen Ikone. Ihre lebendigen, oft autobiografischen Werke spiegelten ein tiefes Verständnis der weiblichen Psyche wider und setzten neue Maßstäbe für die Darstellung von Frauen in der Literatur. Durch die unverblümte Betrachtung von Geschlechterrollen, Liebe und Selbstbestimmung beeinflusste sie zahlreiche spätere Autorinnen und führte eine ganze Generation zu einem neuen Verständnis der Frau in der Literatur. Aufgrund ihres mutigen Lebensansatzes und ihrer bahnbrechenden Erzählungen bleibt Colette eine dauerhafte Inspiration in der feministischen Bewegung und eine unverzichtbare Stimme in der internationalen Literatur.
Wichtigste Fakten über Colette
- Colette war eine einflussreiche französische Schriftstellerin und Feministin.
- Ihre „Claudine“-Romane, die sie unter dem Namen ihres Mannes veröffentlichte, waren Bestseller.
- Sie trat auch als Varieté-Künstlerin auf, was für eine Frau ihrer Zeit ungewöhnlich war.
- Der Roman „Gigi“, eines ihrer bekanntesten Werke, wurde erfolgreich verfilmt.
- Colette erhielt als eine der ersten Frauen in Frankreich posthum ein Staatsbegräbnis.
Video über/mit Colette
Frühes Leben von Colette
Colette wurde am 28. Januar 1873 in Saint-Sauveur-en-Puisaye, einem kleinen Dorf im französischen Département Yonne, geboren. Sie war das jüngste von vier Kindern in einer intellektuell engagierten Familie, die sich trotz bescheidener Umstände kulturellen Interessen widmete. Ihr Vater, ein pensionierter Offizier, arbeitete als Steuereinnehmer, während ihre Mutter als außerordentlich klug und verständnisvoll galt und eine große Rolle in Colettes Bildung und literarischer Förderung spielte. Ihre Mutter, die glaubte, dass Mädchen ebenso wie Jungen gefördert werden sollten, ermutigte Colette, zu lesen und zu schreiben, was durch das Hausmädchen Céleste unterstützt wurde, das ihre erste Lehrerin wurde.
Frühe Reisen und die Begegnung mit der Vielfalt von Paris weckten in Colette den Wunsch, sich literarisch auszudrücken. Ein prägendes Erlebnis war ihre Reise 1889 nach Paris, wo sie Henry Gauthier-Villars, besser bekannt als Willy, traf. Dieses Zusammentreffen sollte ihr Leben stark beeinflussen, da sie ihn später heiratete und er ihre literarische Karriere sowohl förderte als auch dominierte. Colette begann frühzeitig, ihre literarischen Talente ernsthaft zu verfolgen und zog die Aufmerksamkeit der literarischen Kreise in Paris auf sich, was ihre spätere Karriere maßgeblich beeinflusste. Ihr Engagement in der literarischen Szene begann jedoch meist im Schatten ihres Ehemanns Willy, was ihr den Antrieb gab, ab den frühen 1900er Jahren den Schritt zu einer unabhängigen Schriftstellerkarriere zu wagen.
Karriere von Colette
Colette begann ihre literarische Laufbahn mit der „Claudine“-Serie, deren Popularität ihren Beginn unter der Leitung ihres Ehemanns erlebte. Die Bücher, die unter Willys Namen veröffentlicht wurden, gewannen schnell an Aufmerksamkeit und etablierten Colette als bedeutende Stimme in der französischen Literatur, obgleich nicht unter ihrem eigenen Namen. Diese Serie erzählt die Abenteuer einer jungen Schulmädchenfigur und gewann Herzen durch die frische Art, Jugend und weibliche Identität darzustellen.
Nach ihrer Trennung von Willy im Jahr 1906 versuchte Colette, sich innerhalb der Literaturwelt eigenständig zu positionieren. Ihr Roman „La Vagabonde“ aus dem Jahr 1910 wurde bekanntermaßen für den Prix Goncourt nominiert und markierte einen wichtigen Wendepunkt in Colettes Karriere, indem er ihr Anerkennung als Schriftstellerin verschaffte.
Als Varieté-Künstlerin trat Colette auf und nutzte dabei die Freiheiten, die die Widerstandskraft der existierenden gesellschaftlichen Normen boten. Diese mutige Wandlungsfähigkeit unterstützte ihre literarische Arbeit, während sie in einem Bereich wirkte, der für Frauen der damaligen Zeit unüblich war.
Bekannte Stationen in Colettes Karriere umfassen:
- Die viel besprochene „Claudine“-Serie (1896-1903; ursprünglich unter Willys Namen)
- „La Vagabonde“ (1910): Eine bahnbrechende Arbeit, die Themen der Unabhängigkeit von Frauen erkundete.
- Pantomime- und Bühnenauftritte (1906-1912)
- Journalistische Arbeiten für die Zeitung „Le Matin“ ab 1910.
- Der Ehrenlegionsritter (1920) und die Veröffentlichung von „Gigi“ (1942).
Im Jahr 1912 heiratete Colette ihren zweiten Ehemann, Henry de Jouvenel, den Chefredakteur von „Le Matin“, wo sie ebenfalls arbeitete. Diese Ehe brachte ihre Tochter Bel-Gazou hervor. Während des Ersten Weltkriegs diente Colette als Krankenschwester, gleichzeitig setzte sie ihre Arbeit als Journalistin fort und bereiste für Berichte Italien. Ihr Roman „Chéri“ (1920), der die komplizierte Beziehung zwischen einer älteren Frau und einem jüngeren Mann beleuchtet, wurde eines ihrer bekanntesten Werke und zeugt von ihrem fortlaufenden Erfolg und tiefgründigen Einblick in menschliche Beziehungen.
Ihr dritter Ehemann, Maurice Goudeket, war ein jüdischer Geschäftsmann, den sie 1935 heiratete. Während der deutschen Besatzung Frankreichs während des Zweiten Weltkriegs setzte Colette alles daran, ihn vor den Nationalsozialisten zu verstecken und zu schützen. Diese Periode ihres Lebens zeigt nicht nur ihre persönliche Tapferkeit, sondern auch ihre Hingabe an die Menschen, die sie liebte.
Privates Leben von Colette
Colettes Leben war ebenso von ihrer unkonventionellen Haltung gegenüber gesellschaftlichen Normen charakterisiert wie von ihrem Engagement für die Literatur und die Künste. Nach ihrer ersten Ehe mit Willy führte sie verschiedene Beziehungen, darunter eine bekannte Liebesaffäre mit der amerikanischen Schriftstellerin Natalie Clifford Barney sowie mit Mathilde de Morny, auch als Missy bekannt. Diese Beziehungen waren ein Ausdruck ihrer Bereitschaft, sich nicht von damals starren gesellschaftlichen Konventionen einengen zu lassen.
Nach ihrer Ehe mit Henry de Jouvenel und der Geburt ihrer Tochter Bel-Gazou engagierte sich Colette erneut stark literarisch. Während ihrer Beziehung und Affäre mit Bertrand de Jouvenel, ihrem Stiefsohn, geriet sie erneut in die öffentliche Gemenge, blieb jedoch stets ihren Werten treu, für Unabhängigkeit und künstlerische Freiheit einzutreten. Colette heiratete schließlich Maurice Goudeket; auch während der deutschen Besatzung war ihre Hingabe für diejenigen, die sie liebte, unerschütterlich, wie ihre mutigen Bemühungen, Maurice vor der Verfolgung durch die Nazis zu schützen, belegen.
Vermächtnis und Einfluss von Colette
Colette gilt als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen Frankreichs, deren literarisches Erbe die Art und Weise, wie Frauen in der Literatur behandelt werden, neu definierte. Ihre psychologisch anspruchsvollen und lebhaften Charaktere haben die Literatur des 20. Jahrhunderts nachhaltig geprägt. Als eine der ersten renommierten weiblichen Autoren behandelte sie kühne Themen wie weibliche Sexualität und Autonomie und ebnete damit den Weg für spätere Generationen weiblicher Schriftstellerinnen, die sich von ihrer Arbeit inspirieren ließen.
Colettes Einfluss ist in der modernen Literatur noch immer zu spüren. Sie inspirierte zahlreiche Adaptationen ihrer Werke in Film, Theater und Musik, darunter der berühmte Film „Gigi“, der 1958 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Ihr Leben und Wirken hinterlässt weiterhin Spuren in der literarischen Welt, und ihre Bücher werden oft in Literaturlisten von Bildungseinrichtungen weltweit aufgenommen, um Studien über frühe feministische Ansätze und die kulturellen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts zu unterstützen.
Interessante Fakten über Colette
Colettes Leben war voller bemerkenswerter Anekdoten und Erlebnisse, die ihren Charakter und ihre Literaturfarbe prägten. Ihre Freundschaft mit der Aristokratin Mathilde de Morny war Gegenstand von Kontroversen sowie Bewunderung, da beide Frauen durch ihre progressive Lebensweise auffielen. Colette war berüchtigt für ihre entschlossene Natur sowie für ihre Fähigkeit, in kritischen Situationen souverän und furchtlos aufzutreten, wie ihre Aktionen während der Nazi-Besatzung belegen.
Colette war dafür bekannt, die Kunst zu schätzen, Katzen zu lieben und in ihrer Literatur sowie im Leben eine Vorreiterin zu sein.