Hans Moser, geboren als Johann Julier, ist eine der prägendsten Figuren des österreichischen Films und gilt als Inbegriff des „Wienertums“. Mit einer einzigartigen Kombination aus Mimik, Gestik und seiner berühmten undeutlichen Aussprache feierte er jahrelang Triumphe auf der Theaterbühne und in rund hundertfünfzig Kinofilmen – Moser brachte das Wienerlied und die Wiener Kultur über die Landesgrenzen hinaus zur Geltung. Er kultivierte eine populäre Darstellungsweise von Charakteren aus dem Kleinbürgertum; charmante Schurken und liebenswerte Mürrische, deren Unzufriedenheit jedoch stets mit einem Augenzwinkern präsentiert wurde.
Hans Moser wird am 6. August 1880 als drittes Kind des französischstämmigen Bildhauers Franz Julier und dessen Frau Serafina in Wien geboren. Die Familie lebte im Wiener Stadtteil Margareten, wo Moser seine Kindheit verbrachte. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung zum Lederwarenhändler und nahm nebenher beim Hofschauspieler Josef Moser Schauspielunterricht – seinen Künstlernamen legte er sich in Verehrung seines Lehrers zu.
Durch sein Engagement in einem kleinen Theater im tschechischen Ostrau begann seine formelle Schauspielkarriere. Schon bald hatte er ein erstes Engagement als Darsteller von Nebenrollen, als Statist und Kulissenschieber bei diversen Wanderbühnen. Seine metikulöse Ausbildung zielte darauf ab, seine Schauspielkünste zu verfeinern und seine charakteristische undeutliche Sprechweise, die später so viele seiner Rollen prägen sollte, zur Kunstform zu erheben. Es folgt eine Berufung ans angesehene Wiener Theater in der Josefstadt – da er jedoch wegen seiner körperlichen Erscheinung für Liebhaber-Rollen ungeeignet ist, zieht er ab 1907 erneut mit Wanderbühnen durch Österreich-Ungarn und feiert ab 1910 erste Erfolge bei kleineren Theater-Engagements in Wien.
Im Ersten Weltkrieg entdeckt Hans Moser sein komisches Talent – an der österreichisch-italienischen Isonzo-Front lenkt er bei den „Deutschmeistern“ mit kleinen Späßen seine Kameraden vom grausamen Kriegsalltag ab. Nach dem Ende des Krieges hat er regelmäßige Auftritte in diversen Wiener Kabaretts – 1923 wird er am dortigen Ronachertheater engagiert und zwei Jahre später holt ihn Max Reinhardt zurück ans Theater in der Josefstadt, wo er in Stücken von Nestroy, Schnitzler und Horváth auftritt. 1927 begleitet er Max Reinhardt auf einer Tournee durch die USA – unter anderem spielt er dort im „Sommernachtstraum“ am New Yorker Broadway.
In den folgenden Jahren avanciert Hans Moser zum beliebten und vielbeschäftigten Schauspieler und Komiker an diversen Wiener Bühnen – auch erhält er erste Rollenangebote in Kinoproduktionen. Unter anderem agiert er in den Stummfilmen „Das Baby“ (1918), „Kleider machen Leute“ (1922) und „Hoffmanns Erzählungen“ (1923) – größere Bekanntheit erreicht er mit seiner Rolle als Dienstmann im Film „Die Familie ohne Moral“ (1926). Mit dem Aufkommen des Tonfilms kann Hans Moser dann seine ganze Originalität entfalten – er spielt in:
- „Geld auf der Straße“ (1930)
- „Man braucht kein Geld“ (1932) mit Heinz Rühmann
- „Leise flehen meine Lieder“ (1933)
- „Maskerade“ (1934) neben Paula Wessely und Olga Tschechowa
- „Hohe Schule“ (1934)
- „…nur ein Komödiant“ (1935)
- „Burgtheater“ (1936)
- „Konfetti“ (1936)
- „Mein Sohn, der Herr Minister“ (1937)
- „Dreizehn Stühle“ (1938) mit Heinz Rühmann
- „Opernball“ (1938) an der Seite von Paul Hörbiger und Theo Lingen
- „Anton der Letzte“ (1939) mit O. W. Fischer
- „Rosen in Tirol“ (1940) mit Theo Lingen
- „Wiener Blut“ (1939) neben Willy Fritsch und Hedwig Bleibtreu
- „Maske in Blau“ (1943) mit Wolf Albach-Retty
- „Karneval der Liebe“ (1943) neben Johannes Heesters und Evelyn Künneke
- „Schrammeln“ (1944)
Die Karriere von Hans Moser war bemerkenswert vielfältig und resümiert die Entwicklung der Wiener Schauspielkunst im zwanzigsten Jahrhundert. Seine Anfänge waren geprägt von Auftritten als Komparsen und kleinere Rollen auf Wanderbühnen, bevor er seinen ersten großen Durchbruch am Theater in der Josefstadt unter der Leitung von Max Reinhardt erlebte. Moser erhielt erste Anerkennung durch seine Darstellungen in Klassikern von Nestroy, Schnitzler und Horváth und spielte im berühmten „Sommernachtstraum“ am Broadway.
- Theater in der Josefstadt: Auftritte in den 1920er Jahren, Zusammenarbeit mit Max Reinhardt
- Filmdebüt in „Das Baby“ (1918); weitere Stummfilme waren „Kleider machen Leute“ (1922) und „Die Familie ohne Moral“ (1926).
- Erfolg im Tonfilm ab 1930 mit Titeln wie „Geld auf der Straße“, „Maskerade“ (1934) und „Burgtheater“ (1936).
- Popularität während des österreichischen Films in den 1940er Jahren mit „Wiener Blut“ (1942) und anderen.
- Nach dem Zweiten Weltkrieg, Auftritte im Burgtheater und in Filmen wie „Der Hofrat Geiger“ (1947) und „Die Drei von der Tankstelle“ (1955).
- Gekrönt durch die Verleihung des Deutschen Filmpreises, „Filmband in Gold“, für sein Lebenswerk 1962.
Mit seinem komödiantischen Talent porträtiert Hans Moser mit Vorliebe Beamte, Diener, Pförtner, Gärtner und andere kleinbürgerliche Berufsgruppen – mit seinem charakteristischen Nuscheln und seiner rudernden Gestik verkörpert er perfekt den „kleinen Mann“, der über die Ungerechtigkeiten des Lebens nörgelt. Während der Zeit des Nationalsozialismus weigert er sich, sich von seiner jüdischen Frau Blanca Hirschler scheiden zu lassen – seine Frau emigriert 1939 nach Ungarn und Hans Moser darf nur aufgrund seiner außerordentlichen Popularität weiterhin als Filmschauspieler in deutschen Filmen tätig sein.
Ursprünge und Ausbildung von Hans Moser
Hans Moser wurde am 6. August 1880 in Wien als Johann Julier geboren. Er war das dritte Kind von Franz Julier, einem bildenden Künstler mit französischen Wurzeln, und Serafina Pöschl. Ursprünglich absolvierte Hans eine Ausbildung zum Lederwarenhändler, bevor seine eigentliche Leidenschaft für das Schauspiel entfacht wurde. Die Möglichkeit, seine stimmlichen Fähigkeiten zu erweitern, fand er durch die Schauspielstunden beim Hofschauspieler Josef Moser, nach welchem er schließlich seinen Künstlernamen wählte.
Die Karriere von Hans Moser war bemerkenswert vielfältig. Die Anfänge seiner Schauspielkunst waren geprägt von Auftritten als Komparsen und kleinere Rollen auf Wanderbühnen. Durch sein Engagement in einem kleinen Theater im Ostrau begann seine formelle Schauspielkarriere. Moser erhielt erste Anerkennung durch seine Darstellungen in Klassikern von Nestroy, Schnitzler und Horváth.
Persönliches Leben von Hans Moser
Hans Moser war nicht nur auf der Bühne präsent, sondern lebte auch ein erfülltes privates Leben, das von Loyalität und festen Überzeugungen geprägt war. 1911 heiratete er Blanca Hirschler, eine Entscheidung, die seine Lebenshaltung sowohl im privaten als auch im professionellen Bereich beeinflusste. Während der Nazi-Zeit stand Moser vor der schwierigen Entscheidung, sich von seiner jüdischen Ehefrau zu trennen. Entgegen den Reglementierungen und sozialen Drucks blieb er bei seinem Entschluss, Blanca nicht zu verlassen, was schließlich dazu führte, dass sie 1939 nach Ungarn auswandern musste. Diese Haltung galt als mutiger Akt in einer beispiellosen Zeit der Unterdrückung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Hans Moser ans Wiener Burgtheater engagiert – auch übernahm er Rollen in zahlreichen Nachkriegsfilmen. Man kann ihn in „Der Millionär“ (1946), in „Der Hofrat Geiger“ (1947) neben Paul Hörbiger, in „Um eine Nasenlänge“ (1949) an der Seite von Theo Lingen, Sonja Ziemann und Trude Hesterberg, in „Jetzt schlägt’s Dreizehn“ (1950) neben Josef Meinrad, in „Schäm dich, Brigitte“ (1952) neben Heinz Rühmann, in „Kaisermanöver“ (1954) mit Rudolf Prack und Winnie Markus, in „Die Deutschmeister“ (1955) mit Romy Schneider, in „Die Drei von der Tankstelle“ (1955) an der Seite von Walter Giller, Wolfgang Neuss und Hilde Hildebrand, in „Symphonie in Gold“ (1956) mit Joachim Fuchsberger, in „Meine Tante – deine Tante“ (1956) mit Georg Thomalla, in „Vier Mädel aus der Wachau“ (1957) mit Alice und Ellen Kessler, in „Die Lindenwirtin vom Donaustrand“ (1957), in „Ooh … diese Ferien“ (1958) mit Heidi Brühl, in „Mariandl“ (1961) neben Cornelia Froboess, in „Der verkaufte Großvater“ (1962) mit Vivi Bach und Harald Juhnke und in der Operettenverfilmung „Die Fledermaus“ (1962) an der Seite von Peter Alexander, Marianne Koch, Marika Rökk und Willy Millowitsch sehen.
Vermächtnis und Einfluss von Hans Moser
Das Vermächtnis von Hans Moser ist tief im österreichischen Kulturverständnis und Kino verankert. Sein Einfallsreichtum und seine ausgeglichene Darstellung des „kleinen Mannes“ machten ihn zu einem Symbol der Authentizität. Die Dank seiner vielen Rollen, die universelle Themen des menschlichen Daseins widerspiegelten, sind bis heute von Belang und begeistern neue Generationen von Schauspielern und Geschichtenerzählern.
Hans Moser führte den Wiener Film zu neuen Höhen und beeinflusste eine Vielzahl von Filmschaffenden in Europa. Seine unverkennbare Darstellung und seine unwiderstehliche Art, den Charakteren Tiefe zu geben, inspirieren Filmemacher.
Mit seiner markanten und nuscheligen Stimme ist Hans Moser auch ein gefragter Sänger von Wienerliedern – das bekannteste dürfte „Die Reblaus“ sein.
Wichtigste Fakten über Hans Moser
- Geboren am 6. August 1880 in Wien, war Hans Mosers bürgerlicher Name Johann Julier.
- Berühmt für seine Rollen im Wiener Film, ein Genre, das er maßgeblich mitgestaltete.
- Bekannt für seine komischen Darstellungen von Beamten und Kleinbürgern, insbesondere durch seine nuschelige Artikulation.
- Zeigte während der Zeit des Nationalsozialismus moralische Standhaftigkeit, indem er seine jüdische Frau nicht verließ.
- Erhielt 1962 das „Filmband in Gold“ für seine Beiträge zum deutschen Film.
Video über/mit Hans Moser
Interessante Fakten über Hans Moser
Trotz des allgemeinen Glaubens, dass der Ausdruck „mosern“ von ihm stammt, besteht er tatsächlich aus dem jiddischen „mossern“ und verweist nicht auf Moser selbst.
Ein interessiertes Detail: Moser nutzte seine Popularität, um während des Zweiten Weltkriegs in der Filmindustrie tätig zu bleiben, obwohl seine Beziehung zu seiner Frau ihn zeitweise zum Ziel für die NS-Machthaber machte und ihm trotz allem eine Sondererlaubnis verschaffte, im deutschsprachigen Film mitzuarbeiten.
Seine bekanntesten Filmrollen brachten ihm im deutschen Kulturraum Anerkennung und machten ihn weit über Österreichs Grenzen hinaus bekannt. Die Wanderbühnen, die er anfangs seines Schauspiels besuchte, formten seine Darstellungsweise und Offenheit, verschiedene Rollen anzunehmen und zu verkörpern.